Popcorn-Oper

München | Bayerische Staatsoper | Puccini: Turandot

An der Final-Frage hatten auch die Münchner zu beißen. Franco Alfanos nachkomponiertes «Turandot»-Ende komplett oder (wie fast immer) gekürzt? Oder doch die Version von Luciano Berio aus dem Jahr 2002? Bayerns Staatsoper versuchte es immerhin während der Proben. Carlus Padrissa inszenierte die letzten zehn Minuten nach der Alfano-Digest-Variante – und man entschied: Nein, unsere «Turandot» endet, wie schon im April 1926 die Uraufführung, mit Liùs Tod.

Während die Sklavin also, kitschig verklärt, gen Himmel fährt, lehnen die Prinzessin und ihr Eroberer unten Stirn an Stirn.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist auch dem Letzten im Nationaltheater klar geworden: Nicht nur Puccinis Torso-Problem ist in dieser Aufführung nebensächlich.

In ihrer (verspäteten) Regie-Aufholaktion ist die Bayerische Staatsoper – nach Calixto Bieito und Hans Neuenfels – nun bei La Fura dels Baus angekommen. Eingekauft wurde dabei Erwartbares, nämlich das teuerste Oberflächen-Surfen der Opernszene. Eine Show, so perfekt arrangiert wie atemverschlagend. Breakdancer wirbeln, Eishockeyspieler nebst Schlittschuh-Barbies kurven um Timur, der im orangefarbenen Rollstuhl herumgekarrt wird. Aus dem Schnürboden hängen ...

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Opernwelt Februar 2012
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Markus Thiel

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