Poesie in Plastik
Die Ehrfurcht vor Goethe war im eigenen Land so groß, dass sich im 19. Jahrhundert niemand an eine musikalische Verarbeitung des «Faust»-Stoffs wagte. Romanische Komponisten wie Charles Gounod oder Hector Berlioz, die mehr oder weniger erfolgreich in die Bresche sprangen, betrachtete man östlich des Rheins mit Argwohn. Von Goethes Drama angezogen fühlte sich auch der Italiener Arrigo Boito – lange, bevor er für seinen einstigen künstlerischen Gegner Verdi in einem erstaunlichen Akt von Altersversöhnung die Libretti zu «Otello» und «Falstaff» schrieb.
«Mefistofele», Boitos einzige vollendete Oper, soll sich nach einem Fiasko an der Scala 1868 und einem zweiten Anlauf mit einer deutlich gestrafften Version 1875 in Bologna zu einer der erfolgreichsten italienischen Opern des ausgehenden 19. Jahrhunderts entwickelt haben, heißt es im Programmheft des Theaters Chemnitz.
Sachsens drittgrößte Stadt hadert derzeit mit ihrem Image als Versammlungsort Rechtsradikaler und Wutbürger. Das Haus am Theaterplatz tut, was es kann, um für andere Bilder zu sorgen: Es kooperiert mit Berlins Neuköllner Oper im Bereich Musical und findet in bester deutscher Stadttheater-Tradition immer wieder die ...
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Opernwelt November 2019
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Udo Badelt
Orhan Pamuk war nicht da. Dabei hätte er all den nützlichen und weniger nützlichen Nippes, all die Liebesgeschichten, die sich aus den objets trouvés herausschälten, gut gebrauchen können für sein «Museum der Unschuld». Wobei das mit der Unschuld so eine Sache ist. Genau darum nämlich geht es nicht in «All the good» von Jan Lauwers, das dieser mit seiner...
Dieser Don Carlos ist schon ein seltsamer Kronprinz: Muskulös, im T-Shirt und mit schwarzer Fönfrisur, sieht er aus wie ein ragazzo di vita aus Filmen von Pier Paolo Pasolini. Und während er inmitten von Verdis Liebes- und Staatsaktion immer auf der Bühne weilt, scheint er doch fast unbeteiligt in seiner eigenen Welt zu leben. Es ist die Welt eines Todkranken, der...
Da geistert eine Figur durchs Geschehen, die haben sie in den Proben den «Tod» genannt. Später heißt er Hippolyte. Er taucht bald hier auf, bald dort. Verschwindet wieder, ist nicht greifbar. Geheimnisvoll, gespenstisch wird er zur heimlichen Hauptperson, zum Stichwortgeber, zum Drahtzieher. Der Tod, das muss ein Wiener sein? Man spielt den «Rosenkavalier» von...
