Paradise Lost
Es beginnt ruhig. Bassflöte, Bassklarinette und Fagott spinnen eine leise, dunkel getönte Melodie: e – e – d – e – a. Wie ein Engramm eröffnet sie Aribert Reimanns neue Oper. Was da klingt, ist der Name der Titelheldin: Medea (wobei das M als mi=e gilt). Ein fallender Ganzton und eine aufsteigende Quart prägen die Bewegung. Später kommt eine fallende Terz dazu. Durch das ganze Stück zieht sich dieses Thema und verändert dabei stets seinen Charakter. Wenn Medea sich ihrer Rivalin Kreusa zu erkennen gibt, wird daraus ein selbstbewusst-energischer Aufschwung.
Kreusa, die Königstochter von Korinth, wird Medeas Kinder einlullen und die Mutterrolle für sich beanspruchen. Ihr Vater wird Medea als fremde Zauberin ausgrenzen und des Mordes verdächtigen. Und auch Medeas Mann, der opportunistische Feigling Jason, wird sich von ihr abwenden. Im Moment tiefster Erniedrigung findet sie sich: «Ihr gabt mir auch mich selbst. Medea bin ich wieder». Jetzt ist ihr Thema ein fortissimo herausgeschleuderter, in Quintolen zuckender Schrei. Gleich wird Medea das Einzige und Entsetzliche tun, was ihr zu tun bleibt: ihre Kinder «den Göttern senden», statt sie Feinden zu überlassen. Doch mit der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Dichter kann ein Opernmonat kaum sein. Abseits der Metropolen kommt Franz Schreker endlich einmal wieder zu seinem Recht. Chemnitz holt den «Schmied von Gent» aus dem Vergessen, und Augsburg setzt sich für «Der ferne Klang» ein. Die musikalischen Ergebnisse rechtfertigen in beiden Fällen den Aufwand. In Berlin rivalisieren Staatsoper und Komische Oper in Sachen...
Wandernde Produktionen sind das tägliche Geschäft einer Landesbühne. Doch Wagners «Ring» im Gepäck? Geht das? Das Landestheater Detmold geht damit ein singuläres Projekt an, das an den europaweit mit Sonderzügen auf die Reise geschickten «Ring» Angelo Neumanns in den 1880er Jahren denken lässt, ohne dass damit ein Vorbild oder gar ein Vergleichsobjekt benannt wäre....
Zum hundertsten Geburtstag von Peter Anders (1908-1954) gab es bei verschiedenen Firmen Neuauflagen seiner Schallplattenaufnahmen. Das Label «audite» hat jetzt mit einem Doppelalbum nachgelegt, das sich auf Rundfunkproduktionen des Berliner RIAS konzentriert. Anders war zu dieser Zeit im Begriff, vom lyrisch-dramatischen zum Heldentenor zu wechseln – 1950 gab er in...