Orlando

Händel: Orlando in Zürich

Wenn Zürich jetzt Händels «Orlando» von 1733 herausgebracht hat, wünscht man sich, dass Alexander Pereira die beiden anderen Händel-Opern nach Ariost, nämlich «Ariodante» (1734) und als Wie­deraufnahme «Alcina» (1735) folgen lassen möge, um alle drei dann zu einer Trilogie zusammenzuschließen (nach dem Vorbild der Zürcher römischen «Kaiser»-Trilogie mit Monteverdis «L’incoronazione di Poppea», Händels «Giulio Cesare» und Mozarts «La clemenza di Tito»).

Als Dirigent ist William Christie seit 1993 in Aix-en-Provence erfahrener «Orlando»-Kämpe.

In Zürich ist allerdings aus dem «Orlando furioso» ein «Orlando palliativo» geworden, der in seiner be­rühmten Unterweltsszene zwar noch mit seiner Axt die geliebte Ange­lica bedroht, aber eher wie ein Somnambule erscheint.

Schuld daran sind Jens-Daniel Herzog als Regisseur und Mathis Neidhart als Ausstatter, die Orlando in die Vorweltkriegsära katapultierten, in eine Nerven­klinik, offenbar na­he Davos, wo Zoro­astro als Neurochirurg wirkt, der Orlando in einer komplizierten Operation von seinem Liebes-Karzinom befreit, so dass er am Ende als Held wider Willen dasteht. Ganz, als ob Thomas Mann den Ariost neu geschrieben hätte! Da klingt ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2006
Rubrik: Kurz berichtet, Seite 53
von Horst Koegler

Vergriffen
Weitere Beiträge
Editorial

Die Schlachten waren längst geschlagen, und in Erinnerung blieben die ­Momente der Überwältigung. «Ja, so ein sieghaftes hohes C, wie’s die Mali gehabt hat, bleibt in Herz und Ohr», schrieb Hans Richter, der erste «Ring»-­Dirigent, an Amalie Materna, Wagners Brünnhilde von 1876. Der Brief stammt aus dem Jahr 1911. Da hatte Materna ihre Karriere schon fast zwanzig...

Opulenter Faschingsspuk

Das Englischhorn schnulzt, begleitet von der Harfe, eine zärtliche Arietta, die Tuba stampft mit schwerfäl­ligen Koloraturen hinterher: Um verrückte Orchester­ideen ist Hector Berlioz nie verlegen gewesen. Sein Orchester trällert, flüstert, parliert und explodiert auf jede erdenkliche Weise. Und das kann so amüsant sein, dass man die menschliche Stimme dabei gar...

Mozart von hinten

Hätten Sie erraten, mit welcher Oper Cagliari zur Sai­son­eröffnung den Jahresregenten Mozart feiert? Unwahrscheinlich. Es ist eine italienische Erstaufführung: der «Chérubin» von Jules Massenet, uraufgeführt 1905 in der Opéra von Monte Carlo. Eine verdienstvolle Ausgrabung, zumal in einer so guten und witzigen Wiedergabe.
Es ist eine Mozart-Ehrung von hinten...