Knisternde Erotik
Fantastischer, silbrig schimmernder Zauberwald, der sich wie von Geisterhand bewegt (und doch nur aus vielfach verzweigten Männerkörpern besteht) oder eine grüne Schlafzimmer-Traumlandschaft vor riesiger Mondsichel? Welches Ambiente wird Shakespeares berühmtester Komödie in der kongenialen Vertonung von Benjamin Britten aus dem Jahr 1960 besser gerecht?
Peter Halls Version für Glyndebourne aus dem Jahr 1981 ist klassizistisch märchenhaft.
Titania und Oberon tragen prächtige Renaissance-Kostüme und gewagte Haar-Kreationen, Ileana Cotrubas und James Bowman liefern den gepflegten Gesang dazu, sie mit ihrem unverkennbar leuchtenden Timbre, lyrisch fein ziselierend, er nobel, aber etwas anämisch gestaltend. Puck ist ein nölender rothaariger kleiner Junge, der durch die Lüfte fliegen darf, die Elfen harmlose Geister. Die beiden leider optisch wie musikalisch nicht mehr ganz taufrischen Liebespaare tragen gediegene Kleidung, die im Verlaufe der Wirrnisse im Athener Wald nur wenig Spuren von Flucht in unwegsamer Natur zeigt. Und der Kampf der Frauen um die Männer und untereinander bleibt immer voller Zurückhaltung. Auch die Liebesnacht der Elfenkönigin mit einem Esel entbehrt ...
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Herr Salminen, können Sie noch überblicken, wie viele Sarastros und Gurnemanze Sie im Verlauf Ihrer Karriere gesungen haben?
Da dürfte eine ganze Menge zusammenkommen. Seit ich diese Partien auf der Bühne singe, bin ich eigentlich jedes Jahr für einige Vorstellungen engagiert worden. Wobei der Gurnemanz ja erst ziemlich spät zu mir gestoßen ist. Und er wird...
Es sind minus siebenundzwanzig Grad in Helsinki, der Schnee fällt schnell und schwer. Lange hält’s keiner draußen aus, schon gar nicht in Abendkleidung. Weil die Schneeberge empfindliches Schuhwerk ruinieren würden, hat die Nationaloper vorgesorgt: Schuhtaschen für jeden! An der Garderobe sitzen, hocken, stehen also rund zwölfhundert Menschen, um die Schuhe zu...
So etwas kann sich nur ein Sammlerhirn ausdenken – und alle, die ähnlich ticken, dürfen sich nun bei ihm bedanken. Andreas Ommer besitzt ein solches Hirn. Er hat mehr als fünfundzwanzig Jahre lang nach Opernaufnahmen gefahndet, um sie karteikartentauglich zu machen. Heute nutzt man für solche Projekte bekanntlich andere Medien, daher liegen Ommers...