Opulenter Faschingsspuk
Das Englischhorn schnulzt, begleitet von der Harfe, eine zärtliche Arietta, die Tuba stampft mit schwerfälligen Koloraturen hinterher: Um verrückte Orchesterideen ist Hector Berlioz nie verlegen gewesen. Sein Orchester trällert, flüstert, parliert und explodiert auf jede erdenkliche Weise. Und das kann so amüsant sein, dass man die menschliche Stimme dabei gar nicht vermisst. Zum Beispiel mitten im virtuosen ersten Finale von Berlioz’ meisterhafter Opéra comique «Benvenuto Cellini».
Da schürzt ein Stück im Stück den dramaturgischen Knoten, und das Orchester erledigt alles allein – bis der parodierte Hagestolz wütend wird und jener Tumult ausbricht, den Benvenuto Cellini für die Flucht mit seiner Angebeteten angezettelt hat.
Dieses Finale ist ohne Zweifel eines der bedeutendsten und schwersten der ganzen Opernliteratur. Ein Faschingsdienstagsspuk voller Verkleidung, Verwechslung, Verspottung samt Mord und Angeboten zum Totlachen. Der innere und äußere Drive könnte nicht schneller sein. Viele Opernhäuser trauen sich kaum, dieses Ensemblestück überhaupt anzusetzen. Deshalb tauchen die monumentalen «Trojaner» und der gar nicht als Oper gedachte «Faust» von Berlioz ungleich häufiger ...
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