Grenzerfahrungen
Die große Griechenoper zur Befreiung der Hellenen von ottomanischer Herrschaft muss noch geschrieben werden. Aber vielleicht wäre ein solches Vorhaben ohnehin keine gute Idee: Die hierbei allfällige Schwarzweiß-Zeichnung böser Türken und guter Griechen als bluttriefendes Schlachtengemälde würde, zumindest in Europa, im Zeichen der in diesem Jahr Geburtstag feiernden Revolution von 1821 wohl kaum ins patriotisch aufgeklärte 21. Jahrhundert passen.
Das Molyvos International Music Festival ist nun aber ohnehin auf Kammermusik aller Arten und Formationen spezialisiert, sodass in seiner siebten Ausgabe (unter dem Motto «Liberty») eher ein feinsinnig gewobenes Gesamtkunstwerk aus Vokalem und Instrumentalem denn ein plakatives Politdrama mit musiktheatralischen Mitteln zu bestaunen war.
Die Pianisten-Schwestern Danae und Kiveli Dörken haben als künstlerische Leiterinnen des noch jungen Festivals eine überaus stimmige Dramaturgie entwickelt. Das begann 2015, just im ersten Jahr der Flüchtlingskrise, und wurde auf der ägäischen Insel Lesbos sogleich zum Politikum. Hier, am Rande Europas und in Sichtweite der Türkei, löst die Musik immer auch Gedankenspiele aus, die zu den drängenden Fragen ...
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Opernwelt November 2021
Rubrik: Magazin, Seite 78
von Peter Krause
Der Weg in den Himmel ist steinig. Die Freuden des ewigen Lebens werden einem nicht geschenkt. Die Zeit ist knapp, um ausreichend Gutes zu tun. Weshalb sie einen gleich anmahnt, sie zu nutzen. Zudem ist der Aufstieg ins Licht gepflastert mit Versuchungen irdischen Vergnügens, Verlockungen von Macht, Reichtum und mondänem Glanz. Gäbe es da nicht den «Schutzengel»,...
Herr Bernheim, wie würden Sie den Stimmtyp «französischer Tenor» beschreiben? Oder existiert so etwas gar nicht?
Ich glaube, es ist ein Klischee – oder eine Marketingmaßnahme. Wenn etwas typisch sein könnte, dann vielleicht die Farbe. Dieses Silbrige. Anders als die eher goldenen italienischen Stimmen. Man kann es auch über die Komponisten definieren: Französische...
Der Komponist und der Diktator starben just am selben Tag, dem 5. März 1953. Es erscheint als fiese Ironie des Schicksals, dass Josef Stalin mit seinem finalen Abgang von der Weltbühne Sergej Prokofjew gleichsam die Show stahl. Denn die angeordnete Staatstrauer um den Tod des Massenmörders ließ die Nachricht vom Hinscheiden des freiwillig in die Heimat...