Naht euch dem Strande

CD des Monats: Eine lohnenswerte Wiederentdeckung: Jules Massenets «Ariane» mit dem Münchner Rundfunkorchester

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Man stelle sich die Szene vor: eine Familienfeier im Hause Massenet, am prächtig gedeckten Tisch all seine Opern-Kinder. Zur Rechten des Komponisten sein liebster Spross, Manon, melancholisch-mild lächelnd. An ihrer Seite, wie stets in sich gekehrt, der arme Werther. Ihm gegenüber, in silbern glänzender Ritterrüstung, Don Quichotte, flankiert von zwei Zauberfrauen. Da die schöne Cendrillon, dort die frömmelnd-verführerische Kurtisane Thaïs.

Und sogar der König von Lahore, die sonderliche Roma, die mondäne Cléopatre, die wunderliche Hérodiade und der rotgesichtige Bacchus sind gekommen, um dem Komponisten zu huldigen. Nur eine fehlt: Ariane, des Rauschkünstlers mythisch angewehte Schwester. Es sei schwierig, ein ein -facheres, zugleich wehmütigeres Subjekt zu finden als sie, hat Massenet einmal über die Titelheldin seiner Oper zu Protokoll gegeben. Was wiederum die Musikgeschichte nicht davon abgehalten hat, dieses Bühnenwerk, das am 31. Oktober 1906 seine akklamierte Uraufführung im Palais Garnier erlebte, völlig zu vergessen. Alexandre Dratwicki, Spiritus Rector des Palazzetto Bru Zane, der «Ariane» ausgegraben hat, erklärt sich diesen betrüblichen Umstand mit der Tatsache, dass ...

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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 25
von Virginie Germstein

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