Nach Sonnenfinsternis
Die exorbitanten Benzinpreise hatten offenbar auch viele sonst im eigenen Gefährt anreisende Besucher des Festivals von Glyndebourne dazu veranlasst, wie in alten Zeiten den Zug zu benutzen. Auf jeden Fall war der oben beim Ausgang der pittoresken Bahnstation von Lewes wartende Zubringerbus, ein geräumiger Doppeldecker, bald überfüllt und ließ etwa zwei Dutzend Menschen zurück, die ihr Heil bei Taxis suchen mussten.
In unserem Falle durchaus ein Gewinn, denn der Fahrer, ein Mann von bukolischer Lebensfreude, erwies sich als amüsanter Cicerone in Sachen Sussex Downs im Allgemeinen und Festival im Besonderen.
So erfuhren wir unter anderem, dass Gus Christie (44), Enkel des Glyndebourne-Gründers und seit einigen Jahren Executive Chairman des Festivals, auch ein sehr guter Cricketer sei: «He could have been a very good professional, you know.» Und in der Tat präsentiert Gus sich auf dem Foto des Vorworts zum wie immer opulenten Programmbuch in Jeans und weichem blauen Baumwollhemd betont sportlich, weist Smoking und Fliege sozusagen weit von sich – eine optische Bestätigung seiner dem Vorwort als Headline vorangestellten Deklaration, die Leidenschaft Glyndebournes gelte der Oper nicht ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Als Benjamin Brittens «Billy Budd» 1951 zum ersten Mal über die Bühne ging, wurde das Stück als eine bedrückende Studie über die zerstörerische Wirkung von Gewalt empfunden. Heute, da Machttypen wie der teuflische Schiffsprofos John Claggart nach wie vor unermessliches Leid anrichten, während die Welt zuschaut, ist der Stoff der Oper unverändert aktuell. Und diese...
Das Rossini-Festival, das seit 1989 alljährlich im Schwarzwaldkurort Bad Wildbad stattfindet, hat sich in den zwanzig Jahren seines Bestehens zu einem Geheimtipp unter Belcanto-Liebhabern gemausert und kann, jedenfalls in musikalischer Hinsicht, durchaus mit den größeren Festspielen in Rossinis Geburtsort Pesaro mithalten. Zwar lassen die örtlichen Gegebenheiten –...
Auch wenn Mussorgsky seine «Chowanschtschina» weder instrumentieren noch beenden konnte (das Finale des 2. Bildes und der Schlusschor fehlen): Ein zusammenhangloser Bilderbogen aus Versatzstücken russischer Geschichte, wie oft behauptet, ist diese dicht gefügte, aber mit Shakespeare’scher Personenvielfalt gesegnete Tragödie über den Putsch und Fall der Fürsten...