Musik heißt: nachdenken
Herr Metzmacher, im Programmheft zur Salzburger Uraufführung von Wolfgang Rihms «Dionysos» beschreiben Sie Ihren ersten, vorsichtigen Kontakt mit der neuen Partitur. Wovor haben Sie in einer solchen Situation am meisten Angst?
Vor gar nichts. Ich bin nur neugierig. Im Falle von «Dionysos» kam die Partitur schubweise. Es war jedes Mal sehr spannend zu sehen, wie sich das Werk fortentwickelt. Die Tatsache, dass die Oper erst rund zwei Monate vor der Premiere fertig komponiert war, gehörte für mich zu den besonders tollen Erfahrungen.
Das hat alle die auf Trab gebracht, die sonst immer vier, fünf Jahre vorher schon alles wissen (lacht). Diese Art von Planung halte ich oft für problematisch. Sie hat die Betriebe behäbig und unspontan gemacht. Wenn ich könnte, würde ich einmal pro Jahr eine Premiere herausbringen, bei der nicht klar ist, was das für ein Stück wird. Es müsste viel kurzfristiger entschieden werden, es könnten mehr aktuelle Bezüge hergestellt werden, das Publikum würde echte Überraschungen erleben.
Genießt man bei einer Uraufführung die totale Freiheit? Oder ist man gehemmt, weil man ohne Tradition auskommen muss?
Ich versuche immer, ob Moderne oder älteres Werk, eine ...
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