Mummenschanz
Eines war von vornherein klar: Hier gilt’s dem Gaudium. Hier ist nichts ernst zu nehmen, wenn ein Stoffesel, mit zwei Menschen befüllt, im Kaiserhof des Klosterneuburger Stifts seine Runden trabt. Das 20-jährige Jubiläum der sommerlichen Opernspiele sollte ordentlich gefeiert werden, am besten mit einer handfesten Komödie, noch besser mit einer, die zum klösterlichen Ambiente passt. Und so geschah es auch. Gioachino Rossinis vorletzte vollendete Oper «Le Comte Ory» hat es getroffen. Und das – zumindest was das Szenische betrifft – gar nicht so schlecht.
Denn der Franzose François de Carpentries zeigt das Verwirrspiel um den ständig verliebten Grafen Ory als das, was es ist: eine spritzige Komödie. Hier wird nichts gedeutet, nichts interpretiert, nichts aktualisiert. Man spielt und singt einfach drauflos, als wäre so etwas wie Regietheater noch gar nicht erfunden. Carpentries erspart seinem Grafen, der um die Gunst der verwitweten Adèle ringt, nichts. Im wohlfeil anmutenden Eremitenkostüm, weiße Langhaarperücke inklusive, lässt er ihn als Glaubensmann auftreten, der bestens am Rosenmontag überzeugen könnte.
Um in Adèles Schloss zu gelangen, verkleiden sich Ory und seine Mannen ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt September/Oktober 2017
Rubrik: Panorama, Seite 66
von Susanne Zobl
Drei Mozart-Opern hat der Verein «Zuflucht Kultur» seit 2014 auf die Bühne gebracht. Mit Profis aus Deutschland – und Flüchtlingen aus Syrien, Nigeria, Afghanistan sowie vier weiteren Ländern. «Bei uns», sagt die Sängerin Cornelia Lanz, «wird Mozarts Musik von Monologen und internationalen Klängen unterbrochen. Wir bauen arabische Melismen ein oder ein afghanisches...
Für Leoncavallos «Zazà» hat sich im vergangenen Sommer bereits Mark Elder mit seiner Opera rara-Einspielung starkgemacht – der Verismo-Vierakter (1900) war nach einem beachtlichen internationalen Anfangserfolg in den 1920er-Jahren aus der Mode gekommen. Jetzt zeigt Opera Holland Park in London, dass die Künstleroper mehr ist als eine «Traviata» zweiter Klasse....
Frau Rebeka, Sie haben unter anderem in Pesaro studiert. Kommt man damit automatisch zu Rossini?
Nein. Ursprünglich wollte ich niemals Rossini singen. So viele Noten! So komplizierte Verzierungen! Rossini ist trotzdem ein Schicksalskomponist für mich. Meine erste Bühnenerfahrung war in Parma ein «Barbiere di Siviglia» für Kinder. Ich wusste, dass die Accademia in...