Müllers Bruder im Geiste
Es beginnt mit der Aufforderung zum positive thinking, «Music for a while shall all your cares beguile»: Bekümmernisse vergessen und sich der Musik an den Hals werfen. Hat der Hörer dies getan, kann er, wenn er mag, die Geschichte einer Liebe erfahren, die ersten Wallungen, das Mit- und Gegeneinander von Freude und Zweifel, schließlich das triste Auseinandergehen.
Dabei erlebt der fiktive Erzähler das Wesen der Geliebten als zwischen «clear and cloudy» changierend und muss am Ende feststellen, dass das Mädchen ihn vermutlich nie wirklich geliebt hat – worauf er seine Trauer Gott übergibt. Von ferne erinnert dies auch an Schuberts Müllersburschen.
Auf seiner ersten Solo-CD erzählt der international gefragte Countertenor Benno Schachtner diese Story mit Hilfe von Barden der elisabethanischen bis (post)jakobinischen Epoche. Henry Purcell bildet das Alpha und Omega dieses Recitals, hinzu kommen Kompositionen von John Dowland, Tobias Hume, John Blow, William Croft und Robert Johnson. Im Internet, auf YouTube, ist der 33-Jährige aus dem bayerischen Illertissen bei der Aufnahme im Bibliothekssaal des Klosters Roggenburg zu erleben. Schachtner setzt die Arien mit seinem ganzen Körper in ...
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Opernwelt April 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 27
von Gerhard Persché
Kürzlich hat der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) sein jüngstes Zahlenwerk veröffentlicht. Die Botschaft: Es geht langsam bergauf, der Markt wächst wieder. Zwar ist man noch weit entfernt von den Spitzenwerten der 1980er- und 1990er-Jahre, als nach Einführung der CD die Gewinne explodierten. Aber der Abwärtstrend scheint vorerst gestoppt. Knapp 1,6 Milliarden...
Zwei musiktheatralische Kurztrips durch die Wüste: Die Uraufführung «A Wintery Spring» des in Deutschland eingebürgerten jordanischen Komponisten Saed Haddad und die eine mosaische Überlieferung behandelnde Karfreitagskantate «Il serpente di bronzo» (1730) des lange in Dresden tätigen böhmischen Barockkomponisten Jan Dismas Zelenka. Dem extravaganten Duo diente im...
Festen Boden hat hier niemand unter den gründerzeitlich beschuhten Füßen. Weder die offenbar halluzinierende, taubenblau hochgeschürzte Frau, um die sich alles dreht. Noch die nachtschwarz gestrenge, am Stock gehende Gouvernante in ihrem Schlepptau. Ganz zu schweigen von jenem befrackten hohen Herrn, der sich auf den schrägen Planken mit verführerischer, meist...