Müller-Siemens: Die Menschen
Mit seinem Engagement für Zeitgenössisches stieß Aachens scheidender Intendant Paul Esterhazy auf unterschiedliche Reaktionen. Als Dramaturg begleitete er die Mannheimer Uraufführung von Detlev Müller-Siemens’ «Menschen» und hat das Werk jetzt nach Aachen geholt. Ein «harter Brocken», nimmt das Werk doch radikal Abschied von Traditionen. Der Komponist spricht sich sogar hasserfüllt gegen die Literaturoper aus und fordert eine Rückkehr zur «zersplitterten Ursprungssituation» bei Monteverdi. Dennoch bezeichnet er «Die Menschen» als Oper.
Walter Hasenclever, gebürtiger Aachener, gehört zu den Galionsfiguren des Expressionismus (später schrieb er freilich Komödien). Sein Drama (1918, also vier Jahre nach dem Erfolg des «Sohnes», verfasst) sucht unter völligem Verzicht auf Handlungslogik Erkenntnisse freizusetzen über Flüche, die lastend auf dieser Welt liegen. Mit der eruptiven, kaum je zu einem vollständigen Satz findenden Sprache Hasenclevers sieht Müller-Siemens seine rabiate, ekstatisch hochwirbelnde Musik (ausgeführt allerdings von einem weitgehend traditionell besetzten Orchester) quasi seelenverwandt. Nur selten entspannt sich das Klanggeschehen. Dirigent Jeremy Hulin hat ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Die wirkungsvollste und geschlossenste aller Verdi-Ouvertüren, die zur «Macht des Schicksals», beginnt mit sechs leeren Oktaven. Sechsmal der Ton «e» in Fagott, Hörnern, Trompeten und Posaunen. Sechsmal mit Akzent. Wenn dieses «e» unentschieden, orientierungslos geblasen wird, quasi als Unterbrechungsversuch des Parkett-Gemurmels, dann wird schnell ein schlechtes...
Die mittlerweile 79-jährige, in Passau lebende Ruth Zechlin hat Henry Purcells nicht vollständig überlieferte und daher auch nicht abendfüllende Oper «Dido and Aeneas» um die bei Vergil überlieferte Vorgeschichte erweitert. Ihre ebenfalls knapp einstündige Kammeroper nach einem Libretto von Hellmuth Matiasek rollt das Geschehen als Rückblende auf: Elissa verliert...
Es ist wohl nicht nur Zufall, sondern auch die Frucht des Ehrgeizes ambitionierter Editoren: Nachdem Jacques Offenbachs romantische Oper «Les Fées du Rhin» über einhundertvierzig Jahre dem Vergessen anheim gefallen war, folgte jetzt der konzertanten Wiederentdeckung vor drei Jahren in Montpellier kurz nach der zweiten und eigentlichen (weil vollständigen)...