Mehr Konsonanz, bitte
Elke Heidenreich und ihr Partner, der Komponist Marc-Aurel Floros – sie leiden. Leiden an der zeitgenössischen Musik, an ihrer Unfähigkeit, das Herz zu erreichen. «Die Avantgarde ist geboren aus dem Entsetzen und den Katastrophen des 20. Jahrhunderts», schreibt Floros. «Diese kann sie auch hervorragend ausdrücken. Aber damit sind ihre Möglichkeiten weitgehend erschöpft. Eine Dissonanz kann nur eine Dissonanz sein, wenn auch konsonante Momente auftreten.
» Also hat er, gemeinsam mit Elke Heidenreich, eine Oper geschrieben, die wieder die Gefühlskammern aufschließen soll, so wie Oper das in den 400 Jahren ihrer Geschichte meist getan hat. An sich eine sympathische Unternehmung. Aber kann man das Rad der Zeit zurückdrehen, ohne mehr als schalen Aufguss zu produzieren?
«Adriana» ist Ende Juli von der Kammeroper Schloss Rheinsberg uraufgeführt worden, in Frank Matthus’ erstem Jahr als Chef. Heidenreich – Schriftstellerin, Literaturkritikerin, leidenschaftliche Opernliebhaberin – hat dazu ein Libretto geschrieben, dem man den brennenden Wunsch nach Schönheit in jeder Zeile anhört, das aber auch seltsam gestanzt und entrückt wirkt. Eine junge Frau, Adriana, steht zwischen zwei Männern. Sie ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt September/Oktober 2015
Rubrik: Magazin, Seite 86
von Udo Badelt
Rossini hat Olga Peretyatko Glück gebracht. Auftritte beim Festival in Pesaro haben ihrer Karriere seit 2006 jenen Schwung gegeben, der sie an viele große Bühnen der Welt führen sollte. Einige Rossini-Arien hatte die Sängerin schon auf ihrem vor vier Jahren erschienenen Debütalbum «La bellezza del canto» gesungen, das jüngste Album ist nun ganz der Musik dieses...
Wenn auf der Opernbühne jemand Karten spielt, bedeutet das meist nichts Gutes. Carmen zum Beispiel sieht plötzlich den Tod auf sich zukommen. Bei Hermann in «Pique Dame» geht es um die Sucht nach dem Spiel – und ebenfalls um den Tod. Auch in der neuen Oper von Seppo Pohjola wird mit Karten gespielt. Es geht aber nicht um den Tod, sondern um einen dramaturgischen...
Von der Londoner Wigmore Hall zum Burlington House braucht es kaum eine halbe Stunde gemütlichen Spaziergangs. Alljährlich beherbergt Letzteres die Sommerausstellung der Royal Academy of Arts, und das seit 247 Jahren. Die Show ist einzigartig in ihrer Mixtur aus Werken professioneller und dilettierender Künstler (12 000 Bewerbungen hat die in diesem Jahr von...