Mal ehrlich August 2017
Ach, der Sommer! Faule Nachmittage in der Sonne, blühende Gärten, Picknicks auf der Wiese – und Oper Open Air. Wir Briten fahren auf Outdoor-Bühnen total ab. Beim ersten Sonnenstrahl im April rauscht alle Welt zum Baumarkt, um Grill und Gartenmöbel zu kaufen; zugleich gehen Tickets zu Freiluftveranstaltungen aller Art weg wie warme Semmeln. Gerade so, als hätten wir noch nie einen englischen Sommer miterlebt. Die Niedrigtemperaturen und Rekordhochwasser im letzten Jahr? Längst vergessen.
Ich habe oft draußen gesungen. In Italien geht das immer. Griechenland? Keine Wolke am Himmel.
Südfrankreich? Nie ein Tropfen Regen. Aber bei uns ist die Wette auf Sommer ein Glücksspiel, auf das sich nur eine Nation mit Hang zu Sarkasmus und Selbstgeißelung einlassen kann.
Als das Festival in Garsington noch in den Kinderschuhen steckte – ein richtiges Theater gab es noch nicht –, sang ich dort den Ferrando in «Così fan tutte». Noch heute sträuben sich mir die Haare beim Gedanken an «Un aura amorosa». Ton für Ton verpuffte in feuchtkalter Luft, während Flugzeuge den grauen Himmel pflügten; Wind lüpfte mein Kostüm. Dem Continuo schloss sich ein Rasenmäher an, irgendwo in der Nachbarschaft ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt August 2017
Rubrik: Aus dem Leben eines Taugenichts, Seite 65
von Christopher Gillett
Das Größte an dieser letzten zu Lebzeiten des Komponisten aufgeführten Tragédie sei die Musik, sagt Christian Curnyn, der – nach seinem Hausdebüt mit «Castor et Pollux» – zum zweiten Mal als Rameau-Spezialist an die Komische Oper engagierte Gastdirigent aus England. Wohl wahr. Die schwirrende Harmonik, die klanglichen Kontraste, das Vexierspiel der Instrumente, der...
Wir haben es kommen sehen. Unsere im Jahrbuch «Oper 2016» veröffentlichte «Chronique scandaleuse» über Planungschaos und explodierende Kosten auf der Kölner Bühnenbaustelle schloss mit einer düsteren Prognose: «Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass ... die Sanierung womöglich noch mehrere Jahre erfordert.» Da hatte der nach Aufdeckung massiver Baumängel neu...
Als vor 50 Jahren der Konzertsaal von Snape Maltings in Anwesenheit der Queen mit «A Midsummer Night’s Dream» eröffnet wurde, war das eine Pioniertat. Denn der langgezogene Bau aus viktorianischer Zeit ist eine der ersten Industrieanlagen überhaupt, die – lange bevor dergleichen im Ruhrgebiet inflationär betrieben wurde – eine Umnutzung zur Hochkulturstätte erfuhr....
