Mach's wie Wagner
«Alfred», die erste der elf Opern Dvoráks, ist ein Kuriosum. Überall hört man Wagner-Themen in dem gut zweistündigen Dreiakter aus den Jahren 1869/70. Und zwar meist in Situationen, zu denen sie nicht passen. Die gefangenen Briten werden zum Einzug der Wartburggäste herein- und mit dem hinkenden Beckmesser-Motiv wieder abgeführt. König Harald von Dänemark hält seine Ansprache zum Gottesgerichts-Motiv aus «Lohengrin», das auch sonst allgegenwärtig ist.
Das Englischhorn verliert sich wie der junge «Tannhäuser»-Hirt in ziellosen Tagträumen, wo Harald dem schwarzsehenden Barden Gothron vom Text her ins Wort fällt. Den «Mordstahl» umflirrt heftigstes Streichertremolo wie Wagners «Holländer»-Schiff. Haralds «Arie» endet mit dem «Tannhäuser»-Finale. Obwohl Bösewicht, ist der Heldentenor Lohengrins musikalischer Doppelgänger. Durch die von ihm bedrängte Heldenjungfrau Alwina hören wir Elsa. Die sinfonische Ouvertüre hat «Meistersinger»-Dimensionen. Sie beginnt so hinreißend wie eigenständig, um im Mittelteil Tannhäusers Preislied und das «Meistersinger»-Motiv mit sehrenden «Tristan»-Vorhalten zu verbinden.
Solche Wagnerismen erklären sich, wenn man die Biografie des 29-jährigen ...
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Opernwelt September/Oktober 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 48
von Boris Kehrmann
Herr Alagna, mit Rollen wie Énée und dem Cid haben Sie sich enorm entwickelt. Ist Vasco da Gama jetzt der größte Schritt für Sie?
Énée war ein viel größerer, ebenso Lancelot in «Roi Arthus» kürzlich in Paris. Und wenn man «Pagliacci» und «Cavalleria rusticana» an einem Abend singt, ist das auch kein Kinderspiel ... Also: nein, eigentlich nicht. Mit Eléazar in «La...
ARD-ALPHA
6.9. – 20.15 Uhr (1)
18.10. – 20.15 Uhr (2)
Klassik am Odeonsplatz.
1. 2013. Musikalische Leitung: Yannick Nézet-Séguin. Solisten: Rolando Villazón und Thomas Hampson. Werke von Wagner und Verdi. 2. 2015. Musikalische Leitung: Pablo Heras-Casado. Werke von de Falla, Prokofjew, Debussy und Ravel.
13.9. – 11.00 Uhr
Mariss Jansons dirigiert
Strauss: Ein...
Man sagt ja, Kriminelle kehren immer an den Ort ihres Verbrechens zurück. Wie jemand so blöd sein kann, war mir zwar immer schleierhaft. Aber es stimmt. Gilt auch für mich. Das muss ich jetzt einsehen. Offenbar ist mein krimineller Instinkt bloß ein bisschen lahm – ich habe mir 24 Jahre Zeit gelassen, bevor ich wieder in Aix aufschlug.
Als wir 1991 mit Brittens...