Liebe, Zank und Versöhnung
Alptraum oder Traum im antiken Athen? Auf dass der Nachschub an Kriegern funktioniere, sollte «mann» in jedem Fall zwei Frauen heiraten. Das zumindest behaupten – historisch wohl nicht ganz korrekt – Georg Philipp Telemann und sein Librettist Johann Ulrich König in ihrer 1721 in Hamburg uraufgeführten Oper «Der geduldige Sokrates». Also muss der Philosoph nicht nur seinen sprichwörtlich gewordenen Hausdrachen Xanthippe ertragen, sondern eine bislang in der Literatur nicht aktenkundige Dame namens Amitta...
Nigel Lowery hat für seine Inszenierung zusammen mit dem Choreografen Amir Hosseinpour ein spiegelbildliches Einheitsbühnenbild in breitem hellbraunen Resopal-Rahmen entworfen. Alles ist da zweimal vorhanden: die breite, gut ausgestattete Küchenzeile mit Elektroherd samt Fenster aufs Meer und Bücherregalen bis zur Decke. Dazu der Ausblick auf Nebenräume, die als Fototapete unter künstlichen Weinranken dasselbe Bild zeigen wie der Eiserne und der Zwischenvorhang: ein Stillleben aus Büchern (darunter eine wohlbekannte Latein-Grammatik), Weinkorken, Ruinen antiker Säulen darstellend, und ein Tempel aus Pappmaché sowie diverse Matchbox-Autos. Zur Krönung: der Torso eines nackten ...
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Das Spannendste an der neuen Wiesbadener «Tosca» ist das hochkonzentriert, klangschön und dicht musizierende Orchester, dem Chefdirigent Marc Piollet aufschlussreiche Partiturdetails entlockt. Neues Licht fällt auf ganze Szenen durch höhnisch glucksende Klarinetten hier, gefährlich drohende Cello-Soli dort, und das strenge Metrum der Schluss-Chaconne in der...
Schon während der Aufführung hätte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können. Als sich am Ende, nach knapp zwei Stunden, die Bühnenrampen zu beiden Seiten des rund umlaufenden Podests in der aufgelassenen Gebläsehalle des Duisburger Industrieparks senkten und, bei langsam verlöschendem Licht, alle Mitwirkenden wie in einen schwarzen Sarkophag...
Die fünfte Spielzeit, die das Theater Erfurt in seinem hochmodernen Opernquader eröffnete, soll eine «italienische» werden. Das klingt nicht sprühend originell. Die erste Inszenierung der Saison war dann aber doch eine Überraschung. In einer Doppelvorstellung sind zwei Einakter des italienischen Komponisten Flavio Testi zu erleben. Das damit verbundene Wagnis ist...