Der Ton für die flehentliche Bitte

Natalie Dessay in der Titelrolle von Bellinis «La sonnambula»

Opernwelt - Logo

Dem Klischee, dass für die Partie der Amina in Bellinis «Sonnambula» Anmut und Agilität ausreichen, hat keiner energischer widersprochen als Felice Romani, der Librettist. «Auch wenn es auf den ersten Blick den Anschein hat, als sei die Rolle leicht darzustellen, ist sie wahrscheinlich schwieriger als andere, die bedeutender wirken mögen.» Dass Amina und Norma komplementäre Verkörperungen der romantischen Heroine sind, geht auch aus Äußerungen Bellinis – darunter einem Brief über Maria Malibran – hervor.

Natalie Dessay, derzeit in New York als Lucia di Lammermoor eine der Protagonis­tinnen des neu inszenierten Diva-Kults (siehe Besprechung Seite 46), hat die Partie der Amina erstmals im August 2004 in Santa Fe unter Evelino Pidò gesungen. Basis der Aufführung war die neue Edition der Partitur durch Alessandro Roccatagliati und Luca Zoppelli. Diese liegt auch der neuen Aufnahme zugrunde, die im November 2006 wäh­rend und nach Konzerten in der Oper von Lyon wiederum unter Leitung von Evelino Pidò enstand, der es versteht, den  oft repetitiven Begleitfiguren Bellinis Elastizität zu ­sichern und den Sängern zu folgen, statt sie in das Prokrustesbett der Taktstriche zu zwängen.
Wer der ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2007
Rubrik: CDs, Seite 53
von Jürgen Kesting

Vergriffen
Weitere Beiträge
Willkommen im Gefängnis der Ehe

Die Komische Oper bemüht sich neuerdings auffällig, Kontinuität in der Tradition ihres Hauses herauszustellen. Während man auf Symposien über die Gemeinsamkeiten von Calixto Bieito und Walter Felsenstein diskutieren lässt und der Pausengast um Bronzetafeln zur Geschichte des Hauses und die Büste des Gründers nicht mehr herumkommt, inszeniert Andreas Homoki jene...

Ein echter Allround-Künstler

Er war eine wahrhaft bühnensprengende Persönlichkeit. Wer den Bariton Thomas Tipton einmal live erlebt hat, wird sich nicht nur an seine machtvolle Stimme erinnern, sondern auch an sein überbordendes schauspielerisches Ausdrucksvermögen, das der Leidensfähigkeit eines Rigoletto oder eines Macbeth ebenso überzeugend gerecht wurde wie der abgründigen Bosheit eines...

Sehnsüchte

Schon während der Aufführung hätte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können. Als sich am Ende, nach knapp zwei Stunden, die Bühnenrampen zu beiden Seiten des rund umlaufenden Podests in der aufgelassenen Gebläse­halle des Duisburger Industrieparks senkten und, bei langsam verlöschendem Licht, alle Mitwirkenden wie in einen schwar­zen Sarkophag...