Lebende Skulpturen

In Schönbergs «Moses und Aron» an der Komischen Oper Berlin war der Chor das Epizentrum. Wie hat er das gemacht?

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Wie eine Walze aus Leibern rollt der Chor die Terrassenbühne hinunter auf das Publikum zu. Bildet einen Schwarm, der sich zusammenzieht, auseinanderstiebt. Beben der Furcht, Wogen der Ekstase, Stürme der Wut: Masse ist Macht.

Es gibt Chordirigenten, die «Moses und Aron» nachts nicht schlafen lässt. Schönbergs Oper ist kein Zuckerschlecken. Abhängig von totaler Präzision und stilistischer Versatilität. Oft unangenehm für die Stimme – was Schönberg von den Ersten Tenören und Ersten Sopranen verlangt, kommt Hochleistungssport gleich.

Auch einer starken Kondition bedarf es, denn ab der dritten Szene, wo der Chor zum ersten Mal auf die Bühne kommt (Moses und Aron verkünden dem Volk die Botschaft Gottes), wird 90 Minuten nonstop durchgespielt. Eine Herausforderung. Potenziell ein Alptraum. «Für mich ein Traum», sagt David Cavelius, Chordirektor der Komischen Oper Berlin, und hinter den Brillengläsern blitzen seine Augen herausfordernd. «Aber die Voraussetzungen müssen stimmen.»

Die wichtigste: Zeit, Zeit und nochmals Zeit. «Sonst kann man es gleich lassen. Es sei denn, man gibt sich damit zufrieden, den Chor statisch zu arrangieren. Oder, noch schlimmer, mit Noten auf die Bühne zu ...

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Opernwelt Jahrbuch 2015
Rubrik: Bilanz des Jahres, Seite 114
von Wiebke Roloff

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