L'inquiétude au monde
Ja, so kann es wohl klingen, das «Unbehagen über den Zustand unserer Welt». Pascal Dusapin spricht davon im Zusammenhang mit seiner neuen Oper «Penthesilea», in der er quasi zu sich selbst gekommen sei, wie er der Journalistenrunde mit leisem Lachen sagt: Auch die früheren Opern seien Versuche gewesen, eine «Penthesilea» zu schreiben, aber erst jetzt sei tatsächlich eine «Penthesilea» dabei herausgekommen. Es habe schon niemand mehr daran geglaubt.
Postmoderner Pessimismus herrscht in diesem Stück.
Es ist nichts geblieben von der blitzenden Herrlichkeit, der wilden Pracht, mit der in Heinrich von Kleists Versdrama die Königin der Amazonen und der Pelidensohn Achilles im Kampf aufeinandertreffen. Die freudige Vorbereitung des Rosenfests, der Liebesnacht, in der die Amazonen sich rituell mit ihren Gefangenen vereinen, um die Zukunft ihres Stammes zu sichern und dann die Männer freizulassen: Sie fehlt in Beate Haeckls elliptischer Textfassung. Die Berichte von Gefolgsleuten, die vom Edelmut und der Gefühlsfülle der Antipoden zeugen, sind auf ein Minimum zusammengestrichen. Was bleibt? Die totale Sinnlosigkeit eines Krieges, bei dem es um nichts Größeres mehr geht als um die ...
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Opernwelt Mai 2015
Rubrik: Im Focus, Seite 18
von Wiebke Roloff
In Anna-Sophie Mahlers Lesart müsste die Oper eigentlich «Don José» heißen; denn die junge Regisseurin, die in Bremen schon des Öfteren positiv auf sich aufmerksam gemacht hat, stellt den unglücklichen Carmen-Liebhaber eindeutig in den Mittelpunkt ihrer Inszenierung: das Psychogramm eines Anti-Helden. Andalusien-Flair und spanisches Kolorit sucht man in dieser...
Während auf der großen Seebühne gezauberflötet oder in den Tod gesprungen wurde, war das Festspielhaus der Bregenzer Festspiele in der Intendantenzeit von David Pountney (2003 bis 2014) Opernraritäten und Uraufführungen vorbehalten. Zwei Novitäten stachen heraus: Vor fünf Jahren brachte Pountney, 42 Jahre nach der Fertigstellung, die szenische Erstaufführung von...
Täuscht es, oder hat Jules Massenet die Aktschlüsse seiner Werke tatsächlich zum Reinklatschen komponiert? In Paris funktioniert es. Die letzten Takte des «Cid» gehen bruchlos im Jubel eines kompositorisch zum Klatschen verleiteten Publikums auf. Man dürfte früher noch stärker derlei Ritualen gefolgt sein – als man sie noch gewohnt war. Der letzte «Cid», nachdem...
