Kundrys Kahnpartie
Dass das doch so auffällt. Dass es eine Aufführung doch so spürbar prägt. In Karlsruhe ist eine Interpretation von Richard Wagners «Parsifal» zu erleben, bei der alle Beteiligten offenkundig an einem Strang gezogen haben. Das Ergebnis: eine musikalisch-vokal-szenische Einheit. Vier der fünf großen Partien sind mit Rollendebütanten bestückt, ohrenscheinlich sorgsamst vorbereitet, auf äußerste Wort- und Sinnvermittlung gerichtet.
Der Einzige, der mit seiner Aufgabe schon vertraut war, ist Alfred Reiter, ein Gurnemanz-Bass zwischen Sprödigkeit und sonorer Rundung.
Neben ihm erreicht der eine schwere Karlsruher Bariton – Renatus Meszar als Amfortas – starke Ausdruckswerte, und der andere – Jaco Venter als Klingsor – führt eine materialreiche Saft-und-Kraftstimme ins Treffen. Christina Niessen geht mit Kundry einen weiteren Karriereschritt. Sie setzt auch in hochgradiger Expressivität auf wirkliches Singen, selbst dort, wo der Schrei nahe liegt. Und mit dem Parsifal des Deutsch-Amerikaners Erik Nelson Werner landet die Aufführung sogar nahe am Ideal: ein anstrengungsfreier und behutsam artikulierender, zur (steigerbaren) Differenzierung bereiter Heldentenor auf angestammter ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Mai 2015
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Heinz W. Koch
Die Marschallin ist eine schöne Libelle samt Krönchen und Zauberspiegel, Octavian ein flotter Grashüpfer, der sich per Kopfhörer mit Hip Hop volldröhnt. Der böse Zauberer namens Ochs will als Riesenkäfer die kleine Raupe Sophie vernaschen, was ihm auch fast gelingt. Die Rede ist nicht von Brigitte Fassbaenders Neuinszenierung des «Rosenkavalier», sondern von der...
Wenn es tagt, dann wendet sich auch der König der Sonne zu. Der Helligkeit, der Kraft, der Erkenntnis. Ein finales Dur-Aufgischten markiert die Lösung des inneren Konflikts, die Läuterung, das Heraustreten aus dem bisherigen Sein – und den Gegenpol zur dunklen Verführung zuvor. Eine Apotheose, in Nürnberg allerdings ein kurzer Schreckensmoment. Ein Scheinwerfer...
Spionage, Eifersucht, Rache – keine andere Oper kommt einem Thriller so nahe wie Umberto Giordanos «Fedora». Der erste Akt zeigt uns Fedora Romazov in Sankt Petersburg, während ihre große Liebe stirbt. Im zweiten Akt hat sie als Frau, die aus der Kälte kam, in Paris den Mörder ihres Verlobten aufgespürt. Aber wider Willen verliebt sie sich in diesen Loris, in...
