Kundry darf leben

Eine Erfahrung der besonderen, in Teilen anthroposophisch grundierten Art: Wagners «Parsifal» im Goetheanum Dornach

Opernwelt - Logo

Schwer sind die Bronzetüren des Goetheanums, der Weg zur Initiation soll kein leichter sein. Drinnen warten bereits Eingeweihte mit deutschen wie englischen «Suche Karte»-Schildern auf Erlösung. Aus aller Welt sind Anthroposophen ins schweizerische Dornach gekommen, um dabei zu sein, wenn in ihrem Herzzentrum erstmals der «Parsifal» gezeigt wird – am Palmsonntag, Karfreitag und Ostersonntag 2023. Schließlich sind die Bezüge zu Richard Wagner überevident beim Gründer der Anthroposophie.

Gebaut hatte Rudolf Steiner das Goetheanum rund um eine Bühne mit amphitheatralem Zuschauerraum zwar für Goethes «Faust» und seine eigenen Mysteriendramen. Doch schon die erhöhte Lage inmitten freier Natur erinnert mit Nachdruck an einen anderen Grünen Hügel. Zweimal besuchte Steiner dort den «Parsifal», zuletzt 1914, als die Schutzfrist erlosch und das Bühnenweihfestspiel vom Ritual in den profanen Opernbetrieb überging. Wie dem späten Wagner ging es auch Steiner um eine Erneuerung der Menschheit aus einer Mischung von Mythologie und Religion, und beide rückten dafür nicht nur die Gestalt Christi in ein neues Licht jenseits tradierter Kirchlichkeit, sondern vermischten sie auch mit fernöstlich ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2023
Rubrik: Im Fokus, Seite 22
von Michael Stallknecht

Weitere Beiträge
Familienbande

Es war ein nahezu genialer Schachzug des Countertenors, Regisseurs und Musikmanagers Max Emanuel Cenčić, das Branding «Bayreuth» und zugleich das von den Wagner-Festspielen kaum beanspruchte Markgräfliche Opernhaus für sein Festival «Bayreuth Baroque» zu nutzen. Erstmals im September 2020 den Covid-Wirrungen zum Trotz durchgezogen, war es von Beginn ein Erfolg. Im...

Bärenstark

Andreas Homoki als einer, der aufräumt mit hergebrachten Deutungsmethoden zu Richard Wagners «Ring des Nibelungen»? Der Gedanke greift hoch, vielleicht zu hoch, abwegig ist er nicht. Je weiter der neue Zürcher «Ring» gedeiht, desto deutlicher wird, wie gut Homokis Konzept aufgeht – die Maxime nämlich, nicht eine weitere Auslegung der Tetralogie auf die Bühne zu...

Auf den Spuren der Callas

Sie ist die amtierende Carmen in Herbert Fritschs knallbunter Inszenierung an der Hamburger Staatsoper: Die russische Mezzosopranistin Maria Kataeva absolviert Fritschs gnadenlose Überzeichnungen und ironische Klischeespielereien ebenso souverän wie das unvermeidliche Kastagnettengeklapper zu kreisenden Hüften. Kataeva gastiert auch an der Münchener Staatsoper und...