Judith Schmidt (Suzuki); Foto: T+T Fotografie – Toni Suter
Kühl lodernd
Leer der Raum und hell, von weißen Stoffwänden eingefasst. Zwar werden nach und nach altbürgerliche Holzmöbel in Dunkelbraun und massiver Faktur hereingetragen, dennoch lebt der japanische Salon, den Michael Levine auf die Bühne gezaubert hat, von lichter Transparenz. Dezent aufgetragen ist die couleur locale; sie beschränkt sich auf die authentisch wirkenden Kostüme, in denen Annemarie Woods den Gegensatz zwischen Ost und West scharf herausstellt, auf die Frisuren und die Maske. Besonders aber auf die Körpersprache: das Trippeln der Japanerinnen und den schweren Schritt der Amerikaner.
Fein wie mit dem Silberstift ist das Szenario gezeichnet, das Drama ergibt sich ganz aus dem Musikalischen und der Aktion – wobei das Agieren nicht zuletzt unter dem Einfluss der Choreografin Sonoko Kamimura-Ostern kühl zeremoniell gehalten ist. In ihren Ansätzen stellt sich die brillante Inszenierung des Amerikaners Ted Huffman durchaus in die Nachfolge Robert Wilsons.
So tritt denn der zugespitzte Spannungsverlauf in «Madama Butterfly» mit voller Wucht zutage. In der neuen Produktion des Zürcher Hauses wird die Begegnung mit Puccinis grandiosem Stück zu einem bewegenden Ereignis. Seinen Grund ...
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Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Peter Hagmann
Der im August 2017, einen Tag vor seinem 90. Geburtstag, verstorbene Wilhelm Killmayer war für die Avantgardisten in Darmstadt und anderswo lange der Fortschrittsfeind Nummer eins; seine mit klugen Argumenten untermauerte Skepsis gegenüber dem materialbezogenen Fortschrittsdenken machte ihn in ihren Augen zum einem störrischen Grantler aus dem fernen Bayern, der...
Herr Larsen, als ich Sie das erste Mal gesehen habe, waren Sie nackt ...
Das ist nicht weiter verwunderlich, denn seit 2004 singe ich als Osmin in Calixto Bieitos Inszenierung der «Entführung aus dem Serail» meine erste Arie unter der Dusche. Und dabei bin ich logischerweise nicht angezogen.
Zweifellos ist die Produktion auch dieses Auftritts wegen Kult geworden....
Vermutlich spielt sich das Ganze, wie die Regisseurin Tina Lanik es sich ausgedacht hat, in Tatjanas Kopf ab. Eine Leseratte, die bebrillte Nase dauernd in Büchern. Und durch ihr Leserattenzimmer, das Jens Kilian als riesigen Holzkubus gebaut hat, sind Wäscheleinen gespannt, an denen beschriebene Blätter hängen: Wer so viel liest, will auch schreiben, womöglich...
