Foto: Jan Windszus Photography/Komische Oper

Ich bin eine Vase

Der Bass Jens Larsen über das Glück der Ensemblearbeit und das Ende (s)eines schlagerseligen Laienkneipenchors

Herr Larsen, als ich Sie das erste Mal gesehen habe, waren Sie nackt ...
Das ist nicht weiter verwunderlich, denn seit 2004 singe ich als Osmin in Calixto Bieitos Inszenierung der «Entführung aus dem Serail» meine erste Arie unter der Dusche. Und dabei bin ich logischerweise nicht angezogen.

Zweifellos ist die Produktion auch dieses Auftritts wegen Kult geworden.

Aber wird die Überwindung mit den Jahren nicht schwerer?
Auch wenn ich seit der Premiere älter geworden bin und etwas zugenommen habe – das mit dem Nacktsein ist für mich völlig bedeutungslos. Und ich hätte mir nie träumen lassen, was für ein Hype daraus entstehen würde.

2005 haben Sie mir in einem Interview gesagt: Ich bin eine Vase. In mich kann man alles hineinfüllen.
Das ist auch immer noch so. Denn das ist mein Job.

Muss man so denken, um an der Komischen Oper zu überleben?
Kollegen, die zu sehr in ihren eigenen Vorstellungen gefangen sind, bleiben oft nicht lange im Ensemble. Ich gehe, um im Bild zu bleiben, grundsätzlich völlig leer in den Probenprozess. Nur dann bin ich offen für alles, szenisch wie musikalisch.

Gab es in Ihrer Karriere keinen «Dazu habe ich jetzt echt keine Lust»-Moment?
Nicht, dass ich mich ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Magazin, Seite 75
von Frederik Hanssen

Weitere Beiträge
Hauptsache harmlos

Sie wussten genau, was sie nicht wollten: eine Fortsetzung der «verjudeten», «verjazzten» Operette nämlich. Was allerdings genau an die Stelle der ungemein erfolgreichen Werke von Komponisten wie Emmerich Kálmán, Paul Abraham, Ralph Benatzky oder Friedrich Holländer treten sollte, dazu fiel den nationalsozialistischen Kulturfunktionären jenseits von ideologischer...

Ästhetischer Übergriff?

Schon vor 40 Jahren hat Hans Werner Henze gegen die wahllose Selbstbedienung des Tanztheaters aus dem Plattenschrank der Musikgeschichte polemisiert: «Es wäre mir angenehm, die Choreographen würden ihre Füße von der Musik lassen, die nicht für sie gedacht ist.» Längst haben diese «Übergriffe» aufgrund einer «mangelhaften ästhetischen Erziehung» (Henze) auch das...

Donnerwetter!

Nur drei Jahrzehnte trennen die beiden Werke – und doch klafft ein tiefer historischer Graben zwischen ihnen. Als Paul Abrahams «Märchen im Grand-Hotel» 1934 uraufgeführt wird, ist der jüdische Komponist bereits aus Berlin geflohen. Seine neue Lustspieloperette kann nur noch in Wien auf die Bühne gelangen – dabei atmet sie doch denselben frech-frivolen Geist der...