Klangkontinent Baltikum
Ist die alte, die Musik des Mittelalters im 21. Jahrhundert das eigentlich Neue? Der Gregorianische Choral? Die mehrstimmigen Gesänge der Notre-Dame-Schule und der Ars Nova? Für Arvo Pärt liegt die Zukunft fraglos in der Vergangenheit. Vorwärts zu den Ursprüngen – so könnte man die Haltung umreißen, die Pärts Kompositionen seit den späten 1970er-Jahren charakterisieren.
Sie markieren einen radikalen Bruch mit dem, was nach Arnold Schönberg als Materialfortschritt galt: Erforschung und Konstruktion von Klängen jenseits der Tonalität, die Suche nach Unerhörtem außerhalb des überlieferten Formenkanons. Die russische Moderne (Schostakowitsch) oder den Neoklassizismus (Strawinsky) betrachtete der mittlerweile 82-Jährige als Nachspiel. Und was aus den Musikakademien der Sowjetmacht tönte, die damals seine estnische Heimat kontrollierte, war ihm ohnehin suspekt.
Arvo Pärt sei «ein Anachronismus im besten Sinne», sagt der österreichische Komponist Thomas Daniel Schlee. Ein asketisch-scheuer Prophet, der dem Lärm, der Atemlosigkeit unserer Zeit den ausschwingenden Einzelton, die Magie des Dreiklangs, die Stille entgegensetzt. Die Inspiration für diese Umkehr fand er in der alten ...
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Opernwelt April 2018
Rubrik: Magazin, Seite 78
von Albrecht Thiemann
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