Kistenweisheit

Hannover, Britten: Peter Grimes

Opernwelt - Logo

Man darf skeptisch sein, wenn Regisseure eine Holzkis­te auf die Bühne stemmen. Besonders im Schauspiel soll das heißen: Wir spielen hier aus dem Theaterkarren heraus – Molière und Mutter Courage lassen grüßen. In Hannover gibt es jetzt in der Neuinszenierung von Brittens «Peter Grimes» nicht nur eine Kiste, sondern fünfhundertdreiundzwanzig (nach Auskunft des Opernhauses, zählen kann man sie nicht alle). Und die können vieles einstecken.

Schon zu Beginn markieren sie in Huf­eisenform die Versammlungshalle, in der die Untersuchung gegen Peter Grimes stattfindet, dessen Schiffs­junge unter ungeklärten Umständen starb. Wenn der schroffe Schiffer in den Zeugenstand gerufen wird, heißt das schließlich «Will you step into the box». Ganz zum Schluss tritt Peter Grimes noch einmal in eine Kis­te, die jetzt das Schiff darstellt, mit dem sich der Außen­seiter selbst versenkt. Dass danach die leere Kiste abgeräumt wird wie ein überflüssiges Requisit, ist der Schlusspunkt einer Inszenierung, in der Regisseur Barrie Kosky und sein Bühnenbildner Florian Parbs zeigen, wie man dieses Drama eines Eigenbrötlers spannend versinnbildlicht. Und das ganz ohne Fischer(ei)-Folklore.
Barrie Kosky (den ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2007
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Rainer Wagner

Vergriffen
Weitere Beiträge
Erkennen Sie die Melodie?

Wer hätte von der ehemaligen Chefdramaturgin aus Klaus Zeheleins vielgerühmtem Stuttgarter Grübler-Team ein Bekenntnis zur «Volksoper» erwartet? Diese Überraschung ist Juliane Votteler zu Beginn ihrer Augsburger Intendanz gelungen. Am Ende von Jaromir  Weinbergers «Schwanda, der Dudelsackpfeifer» jubelte das Publikum in gehobener Operettenstimmung. Anders gesagt:...

Rampentheater

Nach Christof Loys eindrucksvoller Inszenierung von «Simon Boccanegra» in der letzten Spielzeit (siehe OW 7/2007) war die diesjährige Saisoneröffnung in Frankfurt mit Verdis «Don Carlo» eine herbe Enttäuschung. Regisseur David McVicar ließ sich von Brigitte Reiffenstuel aufwändig gestaltete historische Kostüme entwerfen und die solchermaßen herausgeputzten Figuren...

Ein Versprechen

Als Siegerin ist Elina Garança eingezogen ins Theater ihrer Heimatstadt Riga. Auf zwei Tischen vor den seitlichen Parketteingängen standen gut und gern drei Dutzend gewaltige Blumensträuße mit den Glückwünschen und Grüßen all derer, die sich der Gunst der Sängerin versichern wollten. Im Parkett der scheidende und der designierte Chef der Wiener Staatsoper, der neue...