Italienischer «Parsifal»

Rom, Alfano: La leggenda di Sakúntala

Opernwelt - Logo

Im Zuge seines langfristig angelegten Ausgrabungsprojekts von italienischen Raritäten aus dem frühen 20. Jahrhundert hat das römische Opernhaus «La leggenda di Sakùntala» (Die Legende der Sakùntala) zur Diskus­sion gestellt: Franco Alfanos zu Lebzeiten erfolgreiches, inzwischen vergessenes Hauptwerk. Es entstand nach einem selbstverfassten Libretto auf der Basis eines Dramas von Kalidasa, dem bedeutendsten Dichter der indischen Sansk­rit-Lyrik.

Europäische Literaten, darunter Humboldt, Schlegel, Herder und Goethe, zeigten sich fasziniert von der delikaten Liebesgeschichte voller fremder, mystischer Symbole.
Alfanos Nachruhm gründet im Wesentlichen auf ­einer Arbeit, die stets umstritten blieb: der Vervollständigung von Puccinis «Turan­dot». Daher bot «La leggenda di Sakùntala» die willkommene Gelegenheit, sich ein Bild von diesem Komponisten zu machen – einem spätromantischen Orchestervirtuosen gro­ßen Stils. Fritz Reiner, langjähriger Chef des Chicago Symphony Orchestra, bezeichnete «Sakùntala» nach der Urauffüh­rung 1921 in Bologna als «italienischen ‹Parsifal›». In der Tat irisiert Alfanos Orchesterpalette in tausend exquisiten Farben, nimmt den Hörer durch frappante Mischungen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2006
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Gábor Halász

Vergriffen
Weitere Beiträge
Der Weg zurück nach vorne?

Selten war der große Ozean zwischen der Alten und der Neuen Welt so trennend und zugleich verbindend. Schon beim Lauschen der ersten Takte des dschungelartig verwobenen Klangfarbengeflechts von Daniel Catáns «Florencia en el Amazonas» spürt man diese Ambivalenz einer Musik, die man als radikal reaktionär begreifen könnte, aber auch als anderen Weg, zurück zu einer...

Provozierendes Psychospiel

Angewidert lässt sie sich den Schmuck vom Vater umhängen. Senta und Daland hegen eine schwierige Vater-Tochter-Beziehung. Er, der plakativ geschäftstüchtige Materialist, der sich von Holländers Reichtümern blenden lässt; sie, die pubertierende Träumerin, die ihrer romantisch-blinden Schwärmerei vom Wundermann nachhängt. So einfach, so gut.
In der Fokussierung auf...

Schneider: Fürst Pückler

Viele Theaterleute, die neu in eine Stadt kommen, erklären, sie wollten Theater für die Stadt machen. Dann aber fahren sie mit ihrem «Machen» so fort, wie sie davor andernorts aufgehört haben. In Görlitz entwickelte man ein anderes Sys­tem. Man schaute in die Geschichtsbü­cher, studierte, wer alles in der Historie der Stadt und Region gewirkt hat und be­rühmt...