Italienischer «Parsifal»
Im Zuge seines langfristig angelegten Ausgrabungsprojekts von italienischen Raritäten aus dem frühen 20. Jahrhundert hat das römische Opernhaus «La leggenda di Sakùntala» (Die Legende der Sakùntala) zur Diskussion gestellt: Franco Alfanos zu Lebzeiten erfolgreiches, inzwischen vergessenes Hauptwerk. Es entstand nach einem selbstverfassten Libretto auf der Basis eines Dramas von Kalidasa, dem bedeutendsten Dichter der indischen Sanskrit-Lyrik.
Europäische Literaten, darunter Humboldt, Schlegel, Herder und Goethe, zeigten sich fasziniert von der delikaten Liebesgeschichte voller fremder, mystischer Symbole.
Alfanos Nachruhm gründet im Wesentlichen auf einer Arbeit, die stets umstritten blieb: der Vervollständigung von Puccinis «Turandot». Daher bot «La leggenda di Sakùntala» die willkommene Gelegenheit, sich ein Bild von diesem Komponisten zu machen – einem spätromantischen Orchestervirtuosen großen Stils. Fritz Reiner, langjähriger Chef des Chicago Symphony Orchestra, bezeichnete «Sakùntala» nach der Uraufführung 1921 in Bologna als «italienischen ‹Parsifal›». In der Tat irisiert Alfanos Orchesterpalette in tausend exquisiten Farben, nimmt den Hörer durch frappante Mischungen ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Das Debüt ist lange her. Vor sechsundzwanzig Jahren dirigiert Daniel Barenboim den «Tristan» zum ersten Mal: an der Deutschen Oper Berlin, wenig später dann in Bayreuth. Damals waren viele, nicht nur im Orchester, skeptisch. Würde ein weltberühmter Pianist, der zwar das Orchestre de Paris leitete, aber wenig Opernerfahrung hatte, das wirklich hinkriegen?...
Viele Theaterleute, die neu in eine Stadt kommen, erklären, sie wollten Theater für die Stadt machen. Dann aber fahren sie mit ihrem «Machen» so fort, wie sie davor andernorts aufgehört haben. In Görlitz entwickelte man ein anderes System. Man schaute in die Geschichtsbücher, studierte, wer alles in der Historie der Stadt und Region gewirkt hat und berühmt...
Wenn der südamerikanische Sommer zu Ende geht, erwacht die Opernszene in Buenos Aires. Aus rund vierzig Produktionen kann das Publikum in der Spielzeit 2006/07 wählen – und diese Angebote sind keineswegs auf das einzige über Argentinien hinaus bekannte Haus, das Teatro Colón, beschränkt. Schon deshalb nicht, weil das Colón sein Stammquartier von Oktober dieses...
