Italienischer «Parsifal»
Im Zuge seines langfristig angelegten Ausgrabungsprojekts von italienischen Raritäten aus dem frühen 20. Jahrhundert hat das römische Opernhaus «La leggenda di Sakùntala» (Die Legende der Sakùntala) zur Diskussion gestellt: Franco Alfanos zu Lebzeiten erfolgreiches, inzwischen vergessenes Hauptwerk. Es entstand nach einem selbstverfassten Libretto auf der Basis eines Dramas von Kalidasa, dem bedeutendsten Dichter der indischen Sanskrit-Lyrik.
Europäische Literaten, darunter Humboldt, Schlegel, Herder und Goethe, zeigten sich fasziniert von der delikaten Liebesgeschichte voller fremder, mystischer Symbole.
Alfanos Nachruhm gründet im Wesentlichen auf einer Arbeit, die stets umstritten blieb: der Vervollständigung von Puccinis «Turandot». Daher bot «La leggenda di Sakùntala» die willkommene Gelegenheit, sich ein Bild von diesem Komponisten zu machen – einem spätromantischen Orchestervirtuosen großen Stils. Fritz Reiner, langjähriger Chef des Chicago Symphony Orchestra, bezeichnete «Sakùntala» nach der Uraufführung 1921 in Bologna als «italienischen ‹Parsifal›». In der Tat irisiert Alfanos Orchesterpalette in tausend exquisiten Farben, nimmt den Hörer durch frappante Mischungen ...
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