Italienische Moderne in Thüringen
Die fünfte Spielzeit, die das Theater Erfurt in seinem hochmodernen Opernquader eröffnete, soll eine «italienische» werden. Das klingt nicht sprühend originell. Die erste Inszenierung der Saison war dann aber doch eine Überraschung. In einer Doppelvorstellung sind zwei Einakter des italienischen Komponisten Flavio Testi zu erleben. Das damit verbundene Wagnis ist nicht gering. Zwar war man in Thüringens Landeshauptstadt in den letzten Jahren um Zeitgenössisches nicht verlegen.
Doch für die beiden bisher größten Uraufführungen – Peter Aderholds «Luther» (2003) und Philip Glass’ «Waiting for the Barbarians» (2005) – konnte sich das Marketing des Hauses auf die Griffigkeit von Persönlichkeiten und Themen verlassen. Nun also zwei Literaturopern eines vierundachtzigjährigen italienischen Linksintellektuellen, mit dessen Lebenswelt das Erfurter Opernpublikum ungefähr so viel verbindet wie Rudi Dutschke mit dem Leipziger Gewandhaus. Kann das gut gehen?
Es kann, dank eines universellen Humanismus, der von Testi in beiden Stücken ohne tendenziöse politische Attitüde vorgetragen wird. Die Vorlage der Erfurter Uraufführung «Mariana Pineda» ist das gleichnamige Drama Fernando García Lorcas ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Claude Debussys einzige Oper gehört mehr als hundert Jahre nach ihrer Entstehung noch immer zu den großen Herausforderungen des Musiktheaters. Jossi Wieler und Sergio Morabito haben in ihrer zuletzt in Stuttgart gezeigten Inszenierung (siehe OW 6/2007) das am «Kreuzungspunkt von alltäglicher Rede und depressivem Schweigen» (Julia Kristeva) angesiedelte Stück...
Als Joan Sutherland 1969 in Hamburg als Cleopatra in Händels «Giulio Cesare» ihr lange erwartetes Deutschland-Debüt gab, charakterisierte Horst Koegler ihre Erscheinung in der «Stuttgarter Zeitung» folgendermaßen: «Von Gestalt eher eine Walküre ... mit einem etwas planen Gesicht und molligen Armen ... bewegt sie sich mit der Grazie einer leicht übergewichtigen...
Nach Christof Loys eindrucksvoller Inszenierung von «Simon Boccanegra» in der letzten Spielzeit (siehe OW 7/2007) war die diesjährige Saisoneröffnung in Frankfurt mit Verdis «Don Carlo» eine herbe Enttäuschung. Regisseur David McVicar ließ sich von Brigitte Reiffenstuel aufwändig gestaltete historische Kostüme entwerfen und die solchermaßen herausgeputzten Figuren...