Irritierendes Intermezzo
Ein bisschen enttäuscht ist man jetzt leider schon, was aber daran liegt, dass man auch im «Siegfried» ein Meisterwerk erwartet hat: Zwei Teile von Wagners «Ring» hat Ewelina Marciniak in den beiden vergangenen Spielzeiten an den Bühnen Bern bereits herausgebracht. Gerade die «Walküre», stärker noch als das «Rheingold», war so fein gearbeitet, das man süchtig danach werden konnte.
Die Schauspielregisseurin Marciniak – der «Ring» ist ihr Operndebüt – erarbeitete mit den Sängerinnen und Sängern sehr detaillierte Nuancen szenisch-darstellerischer Wahrheit (was auch im «Siegfried» zuweilen durchaus gelingt); als Pluspunkt hinzu kam das szenisch-gestische Beiprogramm einer eigens für den Anlass gecasteten Tanzcompanie, die die Figuren doppelte und vor allem deren emotionale Vorgeschichte erzählte – als Siegmund und Sieglinde zueinander fanden, spielte ein wundervolles, junges Paar das «Stück» Liebe, Küsse, Bisse.
Die Tänzerinnen und Tänzer sind nun wieder dabei, allerdings nicht mehr die Choreografin Dominika Knapik; sie wurde ersetzt durch Mikołaj Karczewski. Und der arbeitet längst nicht mit der gleichen semantischen Präzision. Seine Truppe ist vielmehr eine aromatisch-assoziative ...
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Opernwelt Juni 2024
Rubrik: Panorama, Seite 51
von Egbert Tholl
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