Innere Logik

Die Moskauer Helikon-Oper präsentiert die rekonstruierte Urfassung von Borodins «Fürst Igor»

Opernwelt - Logo

Auf dieses Ereignis hatte man (nicht nur) in Russland lange gewartet – eine Aufführung von Alexander Borodins «Fürst Igor» in einer Version, die auf alle späteren Retuschen und Ergänzungen verzichtet. Das Stück ist seit seiner Uraufführung 1890 in der Bearbeitung von Nikolaj Rimsky-Korsakow und Alexander Glasunow bekannt. Die von Borodin intendierte Urfassung des «Fürst Igor» indes war nie zu hören, obwohl der Musikwissenschaftler Pawel Lamm bereits im Jahr 1947 aus 77 verschiedenen Manuskripten den Urtext des Werks wiederhergestellt hatte.

Einer heute kaum mehr nachvollziehbaren Verflechtung politischer Umstände und unseliger Zufälle ist anzulasten, dass niemand Interesse zeigte, Lamms wertvolle Rekonstruktionsarbeit im Konzertsaal oder auf der Opernbühne vorzustellen.

Als Borodin 1887 starb, war die Partitur in einer Klavierfassung praktisch fertig, mehr als drei Viertel der Musik waren instrumentiert. Dass Borodin einen Torso hinterlassen habe, ist eine Legende, die bald nach seinem Tod aufkam. Die Rechte an der Oper hatte sich übrigens der berühmte Verleger Mitrofan Beljajew noch direkt bei Borodin gesichert – für 3500 Rubel.

Nun hat die Moskauer Helikon-Oper «Fürst Igor» endlich ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2011
Rubrik: Magazin, Seite 68
von Alexej Parin

Weitere Beiträge
Formvollendet

Ja, die Dresdner Staatsoperette ist weit draußen. Aber die lange Anfahrt in den Vorort Leuben wird versüßt von der herrlichen Kulisse der bürgerlichen Wohnhäuser und Villen, die am Elbhang liegen. Vorbei geht’s am Rohbau der Waldschlösschenbrücke, der viel schlimmer als erwartet in dieses Gesamtkunstwerk einschneidet. Ein Anblick, der nur durch Verdrängung zu...

TV-Klassiktipps, Juni 2011

ARTE
1./7./13.6. – 6.00 Uhr
Arturo Benedetti Michelangeli
spielt Debussy: Préludes.

2.6. – 6.05 Uhr
8.6. – 6.00 Uhr
14.6. – 6.10 Uhr
Orlando di Lasso: Lagrime di San Pietro.
Collegium Vocale Gent, Philippe Herreweghe.

3.6. – 6.00 Uhr
Thomas Quasthoff singt
Mahler: Kindertotenlieder. Sächsische Staatskapelle Dresden, Zubin Mehta.

3.6. – 16.20 Uhr
Die Pariser Opéra Garnier.
Dokume...

Gift, Mord und Rosenkranz

Die Oper aller Opern – Mozarts «Don Giovanni» wird gern so genannt. Wer allerdings Amilcare Ponchiellis «La Gioconda» in Karlsruhe wieder einmal begegnete, winkt da nur ab: Ach was! Vereinigt nicht vielmehr dieser ausgebuffte Venedig-Kracher, für den der Librettist Arrigo Boito nicht mal seinen Namen hergeben mochte (er zeichnete mit dem Anagramm Tobia Gorrio), all...