Der progressive Konservative
Nach dem Ende des Dritten Reiches war keine kulturelle Institution so kontaminiert wie die Bayreuther Festspiele. Einzig dem Testament von Sohn Siegfried und dem Besitz des Festspielhauses hatte es die bereits seit 1923 ganz der Person Hitlers und seiner völkischen Weltanschauung hörige Familie Wagner zu verdanken, dass man ihr die Fortführung der Festspiele nicht entzog. Als sich 1951 unter der Leitung von Wieland und Wolfgang Wagner erstmals wieder der Vorhang hob, konnte niemand ahnen, dass damit eine neue Ära begann, die die Werke Wagners szenisch auf radikale Weise entrümpelte.
Künstlerisch prägend bis zu seinem frühen Tod 1966 war dabei der ältere der beiden Brüder. Die österreichische Theaterwissenschaftlerin Ingrid Kapsamer hat jetzt in einer profunden Werk-biografie Wielands Weg vom Hitler-Protegé zum Begründer und Repräsentanten eines neuen Inszenierungsstils nachgezeichnet.
Gut die Hälfte des gründlich recherchierten, allerdings etwas schwerfällig geschriebenen und darum nicht immer angenehm zu lesenden Buches gilt der Jugend und den formativen Jahren Wieland Wagners, bevor er im Alter von 34 Jahren plötzlich ins helle Licht der Öffentlichkeit trat. Ohne das ...
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Opernwelt Juni 2011
Rubrik: Medien/Buch, Seite 27
von Uwe Schweikert
ARTE
1./7./13.6. – 6.00 Uhr
Arturo Benedetti Michelangeli
spielt Debussy: Préludes.
2.6. – 6.05 Uhr
8.6. – 6.00 Uhr
14.6. – 6.10 Uhr
Orlando di Lasso: Lagrime di San Pietro.
Collegium Vocale Gent, Philippe Herreweghe.
3.6. – 6.00 Uhr
Thomas Quasthoff singt
Mahler: Kindertotenlieder. Sächsische Staatskapelle Dresden, Zubin Mehta.
3.6. – 16.20 Uhr
Die Pariser Opéra Garnier.
Dokume...
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Für Letzteres ist im hannoverschen «Ring», der jetzt mit «Siegfried» in die Zielgerade einbiegt, vor allem das stumme Erda-Double zuständig:...