In Sturmesnacht
Mit seinen mehr als 500 Liedern zählt Hanns Eisler zu den produktivsten und zugleich originellsten Vokalkomponisten des 20. Jahrhunderts. Ins allgemeine Bewusstsein gedrungen ist der abtrünnige Schönberg-Schüler und bekennende Marxist aber nur als musikalischer Mit -arbeiter Bertolt Brechts. Mit dem Sieg des realen Turbo-Kapitalismus über den Phantom-Sozialismus der DDR, deren nicht eben immer glücklicher Bewohner Eisler bis zu seinem Tod 1962 war, wurde auch sein Schaffen abgewickelt.
Immerhin hat in den Jahren 2017–2019 der Bariton Holger Falk in Zusammenarbeit mit dem Pianisten Steffen Schleiermacher in einer vierteiligen, beim Label MDG erschienenen CD-Reihe ein gutes Drittel aller Eisler-Lieder eingespielt.
Mit dieser umfangreichen Werkübersicht und glänzenden Interpretation kann die Debüt-CD der jungen Mezzosopranistin Valerie Eickhoff nicht konkurrieren. Dennoch wird man ihr Erscheinen begrüßen. Als Sängerin knüpft Eickhoff durchaus an eine Tradition an. Eisler selbst hat in seinen letzten Lebensjahren mehrfach mit der an der Komischen Oper engagierten Sopranistin Irmgard Arnold musiziert. Wer Arnolds Aufnahmen mit dem Eisler-Schüler André Asriel am Klavier kennt, wird ...
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Opernwelt Juni 2024
Rubrik: CD, DVD, Buch, Seite 35
von Uwe Schweikert
Das ist ja wirklich mal eine grandiose Überraschung. Nicht, dass man dem Theater Luzern eine solche Wundertat nicht zutrauen würde – das Haus war schon oft für Überraschungen gut. Aber das jetzt, das ist wirklich umwerfend. Antonio Vivaldis «Giustino», geschickt gekürzt auf eine Netto-Spielzeit von zweieinhalb Stunden, also immer noch recht lang, aber so süchtig...
Wurzeln überall, auch von oben hängen sie herunter, wir befinden uns mutmaßlich in einer subrealen Unterwelt. Vorne fließt, vom Parkett nur zu ahnen, ein Fluss vorbei, und als schließlich Mélisande, drapiert wie für eine kolorierte Kunstpostkarte, ihr fragiles Leben ausgehaucht hat, wird es gewiss: Es ist Styx, oder Lethe, denn Mélisandes Lebenslicht wird vom Arzt,...
Leonhard Franks 100 Jahre alte Erzählung «Karl und Anna» dreht sich um einen Identitätsschwindel, der so radikal ist, dass er praktisch die Realität transformiert. Karl, der in ferner Kriegsgefangenschaft von dem Mitsoldaten Richard monatelang die Geschichten über dessen Frau Anna angehört hat, ist bereits in diese verliebt, als er sich nach seiner Flucht zu ihr...