In der Klemme
Ein bisschen steckt Verdis «Luisa Miller» in der Klemme. Schließlich muss sich das 1849 uraufgeführte Stück nicht nur gegenüber der Vorlage, Schillers «Kabale und Liebe», behaupten. Es steht auch im Schatten der wenig später komponierten trilogia popolare: «Rigoletto», «Trovatore» und «Traviata». Und wird nicht zuletzt am innovativen «Don Carlo» gemessen. Dass es dennoch aller Mühe wert ist, ein Meisterwerk eigenen Ranges, daran lässt das Vogtlandtheater Plauen-Zwickau keinen Zweifel.
Dabei musste sich das Ensemble während der Proben nicht nur mit künstlerischen Fragen auseinandersetzen. Im Zuge der Sparvorgaben des seit August geltenden neuen Theatervertrags drohte dem Vierspartenhaus nicht nur die Ausgliederung des Puppentheaters, sondern der Verlust zahlreicher Stellen. Große romantische Oper hätte nicht mehr aufgeführt werden können. Nur weil die Orchestermusiker auf 18 und alle anderen Mitarbeiter auf 9 Prozent ihres Gehalts verzichteten, konnte die Entlassung von 60 der 234 Beschäftigten am Haus abgewendet werden.
Nicht nur unter verschärften Bedingungen lässt sich auf einen Kraftakt ein, wer «Luisa Miller» auf die Bühne bringt. Der erfahrene, mit Gespür für die dramatischen ...
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Opernwelt Januar 2016
Rubrik: Panorama, Seite 51
von Carsten Niemann
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