In der Fremde zu Hause

Für die Oper «entdeckt» hat ihn Peter de Caluwe, Intendant der Brüsseler Oper. «Parsifal è mio», simste Romeo Castellucci in die Hauptstadt Europas, als ihm Wagners Bühnenweihfestspiel angeboten wurde. Seither setzte er sich u. a. mit Scarlatti, Gluck, Mozart, Strauss, Schönberg, Strawinsky, Arthur Honegger und Morton Feldman auseinander. Und schuf stets verblüffende Bilder, die ihre Werke neu hören lassen. Ein Panorama

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Wagner: «Parsifal»
Théâtre Royal de la Monnaie, Brüssel (2011)

Der Wald steht schwarz und schweiget keineswegs. Kleine Lichtschneisen durchzittern sein dichtes Laub, geben uns ein Gefühl für seine prächtigen Baumkronen. Aus dem Geäst kommen Fanfaren und Stimmen. Menschen? Naturwesen eher, bemoost am ganzen Körper oder mit Blättern überzogen. Oder doch Soldaten mit Grasbüscheln auf den Helmen? Schwer zu sehen, schwer zu sagen. Dann plötzlich ragt ein quietschgelbes Schlauchboot aus dem Gestrüpp. ... Lautlos knicken Baumstämme um.

Das Biotop stirbt langsam, unmerklich, unaufhaltsam. Und mit ihm die Einheit des Lebens. Männer mit Kettensägen werden auftreten. Die Naturwesen werden dastehen wie ein Häuflein Aufrechter, zerzaust und sich am gemeinsamen Gesang festhaltend, am gemeinsamen Beschwören ihrer Werte.

Mit Wagners «Parsifal» hat das, was Romeo Castellucci als Regisseur und Ausstatter auf die Bühne des Théâtre de la Monnaie stellt, nur über Metaebenen zu tun. Es ist die erste Opernarbeit des 51-jährigen Italieners, der 2008 mit einem Dante-Triptychon beim Festival von Avignon für Furore sorgte. Keine Deutung, nur Assoziationen. Keine Geschichte, nur Bilder. Keine ...

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Opernwelt Jahrbuch 2019
Rubrik: Aufführung, Regisseur, Bühnenbildner des Jahres, Seite 28
von Red.

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