Im Mahlstrom des Betriebs
Auch der Opernbetrieb ist auf das Prinzip Hoffnung gebaut. Eine ganz besondere Hoffnung, die gerade in Norwegen gehegt wird, nämlich eine Stimme wie die von Kirsten Flagstad zu finden, schien sich zu erfüllen, als die Sopranistin Lise Davidsen 2015 bei der Queen Sonja International Music Competition in Oslo das Publikum, wie die Jurorin Sofie de Lint berichtete, in einen «Zustand der Raserei» versetzte. Im selben Jahr gewann die stimmlich wie physisch offenbar dem Geschlecht der Riesen entstammende Sängerin auch den von Plácido Domingo ins Leben gerufenen Operalia-Wettbewerb.
Der Nachhall war immens. Der englische Kritiker Rupert Christiansen schrieb nach einer Londoner Aufführung von Cherubinis «Medea»: «Truly a voice in a million».
Auf die Frage nach den drei wichtigsten Qualitäten, die Sänger mitbringen sollten, erwiderte Gioachino Rossini einst: «Erstens: Stimme. Zweitens: Stimme. Drittens: Stimme.» Ein hintersinniges Bonmot. Geht es hier doch um eine magische Wirkung, die von keinem anderen musikalischen Instrument ausgeht. In seinem Essay «Zauberrassel und Menschenharfe» hat Ernst Bloch dazu gesagt: «Kein Flötenton ist eine Holzerschließung, kein Trompetenton die Seele des ...
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Opernwelt Jahrbuch 2019
Rubrik: Nachwuchskünstlerin des Jahres, Seite 62
von Jürgen Kesting
Es war eine schwere Geburt. Sieben Jahre, von 2010 bis 2017, arbeitete György Kurtág an seiner Beckett Oper «Fin de partie». Und selbst die Partitur, die im November 2018 an der Mailänder Scala uraufgeführt wurde, unter der musikalischen Leitung von Markus Stenz, in Pierre Audis behutsam existenzialistischer Regie und mit vier fantastischen Gesangssolisten,...
Wenige Produktionen klingen so stark und so lange nach wie die Salzburger «Salome». Dass die Energien und Konturen der Musik geradezu sichtbar wurden, hat wesentlich mit dem labyrinthisch offenen Schauspiel zu tun, das Romeo Castellucci in der Felsenreitschule für Strauss erfand. Überhaupt entpuppt sich die faszinierend rätselhafte Bühnensprache des aus der...
Bayreuth feierte sein blaues Wunder: Ein solches zauberte Neo Rauch gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Künstlerin Rosa Loy, auf die Bühne des Festspielhauses und verdonnerte damit die Regie (Yuval Sharon) beinahe zur Untätigkeit. Sängerisch hingegen bot dieser «Lohengrin» große Kunst, nicht zuletzt dank der famosen Leistung des Titelhelden: Mit Piotr Beczała «kam...