Imperiale Gesten
Vor 150 Jahren, am 25. Mai 1869, war es so weit: Mit einer Festvorstellung von Mozarts «Don Juan» nahm in Wien das k. k. Hof-Operntheater, die heutige Staatsoper, den Betrieb auf. Der pompös-pathetische Historismus des Gebäudes passte perfekt zur Macht-Attitüde einer Monarchie, die ihren imperialen Anspruch in Stein meißelte. Auch das Palais Garnier, 1875 eröffnet, Stammhaus der vor drei Jahrhunderten gegründeten Pariser Oper, ist vom Geist des Kaisertums durchdrungen (auch wenn Napoléon III. bereits abgesetzt war).
Und selbst die seit 30 Jahren bespielte Opéra Bastille lässt sich als – kühl-sachliche – Herrschaftsgeste lesen: ein Monument, mit dem sich Staatspräsident François Mitterand 1989 ein Denkmal setzte
Von Osten näherte sich die Dampflokomotive Nr. 19 der Central Pacific, von Westen die «Jupiter» der Union Pacific, und sie trafen sich wie die Protagonisten einer grandiosen Opernaufführung zum spektakulären Lieto fine, beinahe hätten sich ihre Schienenräumer geküsst. Aus purem Gold war «The Last Spike», der finale Schienennagel, mit dem die Transcontinental Railroad symbolisch vollendet und der durchgehende Eisenbahnverkehr von der Ost- zur Westküste der USA ...
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Opernwelt Jahrbuch 2019
Rubrik: Schaukästen der Macht, Seite 142
von Gerhard Persché
Herr Hagedorn, für Ihre Bücher über die Bach-Familie und Paris, die Musikhauptstadt des 19. Jahrhunderts, sind Sie zu vielen Originalschauplätzen gereist. Sehen Sie sich in der Tradition schreibender Flaneure wie Franz Hessel, Siegfried Kracauer oder Walter Benjamin?
Kracauers Offenbach-Buch oder Benjamins «Passagen-Werk» sind sicher Voraussetzungen meiner Arbeit....
Dass die Opéra national du Rhin zum «Opernhaus des Jahres» gewählt wurde, wäre für die Generalintendantin der drei Häuser in Strasbourg, Colmar und Mulhouse eine große Freude gewesen. Aber Eva Kleinitz hätte sich keine Sekunde auf den Lorbeeren ausgeruht. Vielmehr die Auszeichnung zum Anlass genommen, ihre künstlerische Mission mit der ihr eigenen Fantasie,...
Herr Waldschmidt, wie sind Sie eigentlich auf Albéric Magnards Oper «Guercœur» gestoßen?
Das hat mit der Stadt zu tun, in der ich nun seit acht Jahren das Theater leite. Als ich mich um die Intendanz des Theaters Osnabrück bewarb, habe ich mich intensiv mit der Geschichte und Gegenwart des Ortes und der Region beschäftigt. Aus guten Gründen nennt sich Osnabrück...