Im Todeskampf der Geschlechter
Zum Abschluss der an entdeckerischem Wagemut wahrlich nicht armen Saison wartete die Oper Frankfurt mit zwei weiteren Premieren abseits des üblichen Repertoires auf. Beide Stücke, Marc-Antoine Charpentiers «Médée» und Aulis Sallinens «Kullervo», spielen in mythischer Vorzeit, also heute. Beide Male, in der 1693 uraufgeführten Barockoper wie in der fast genau dreihundert Jahre jüngeren Oper des international renommierten finnischen Komponisten, geht es um Familiengeschichten – genauer: um die in den engsten menschlichen Beziehungen herrschenden Gewaltverhältnisse.
Die aus der griechischen Mythologie stammende Sage vom Schicksal Medeas ist noch immer die paradigmatische Erzählung vom Liebesverrat des Mannes, auf den die bedingungslos liebende Frau mit grausamer Rache reagiert – dem Mord an ihren beiden Kindern. Weil diese Geschichte täglich passiert, situieren sie der Regisseur David Hermann und sein Bühnenbildner Christof Hetzer in der Spielstätte im Bockenheimer Depot denn auch in einer sterilen Designerwohnung samt Küchenzeile und Sprossenwand. Hermann gibt dem Ganzen einen Stich ins Ironische: König Créon (Simon Bailey) fläzt sich im Morgenmantel auf die Sitzcouch; der ...
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Opernwelt August 2011
Rubrik: Im Focus, Seite 22
von Uwe Schweikert
Wenn bei uns die Rede darauf kommt, werden plötzlich alle ganz still. Das, was derzeit in der Musikszene der Niederlande passiert, ist ein Super-Gau. Was er genau bedeutet, ist noch längst nicht für alle Betroffenen klar. Aber dass es sich um den schlimmsten anzunehmenden Fall handelt, steht außer Frage. Weniger ein Un-Fall als ein Un-Ding. Eine Zerstörung, wie sie...
Kaum zu glauben: Alban Bergs «Lulu», längst ein Klassiker des modernen Musiktheaters, erlebte erst jetzt, 74 Jahre nach der Uraufführung, in Erfurt ihre thüringische Premiere. Im Spielplan des Hauses ist sie gleichsam Fortsetzung der im vergangenen Jahr ausgegrabenen «Nana» von Manfred Gurlitt, die etwa zur selben Zeit entstanden ist. «Anstrengende Opernkost»,...
Frau Erdmann, beginnen wir apodiktisch. Es wird behauptet, Künstler seien abgehobene Wesen. Womöglich ein falsches Bild. Aber es ist in der Welt. Wer transportiert dieses Bild?
Na ja, wer transportiert das? Das sind schon die Medien.
Wer gibt den Medien die Informationen, ohne die sich ein solches Image kaum fügen lässt?
Vielleicht wollen die Menschen genau das im...