Im Todeskampf der Geschlechter
Zum Abschluss der an entdeckerischem Wagemut wahrlich nicht armen Saison wartete die Oper Frankfurt mit zwei weiteren Premieren abseits des üblichen Repertoires auf. Beide Stücke, Marc-Antoine Charpentiers «Médée» und Aulis Sallinens «Kullervo», spielen in mythischer Vorzeit, also heute. Beide Male, in der 1693 uraufgeführten Barockoper wie in der fast genau dreihundert Jahre jüngeren Oper des international renommierten finnischen Komponisten, geht es um Familiengeschichten – genauer: um die in den engsten menschlichen Beziehungen herrschenden Gewaltverhältnisse.
Die aus der griechischen Mythologie stammende Sage vom Schicksal Medeas ist noch immer die paradigmatische Erzählung vom Liebesverrat des Mannes, auf den die bedingungslos liebende Frau mit grausamer Rache reagiert – dem Mord an ihren beiden Kindern. Weil diese Geschichte täglich passiert, situieren sie der Regisseur David Hermann und sein Bühnenbildner Christof Hetzer in der Spielstätte im Bockenheimer Depot denn auch in einer sterilen Designerwohnung samt Küchenzeile und Sprossenwand. Hermann gibt dem Ganzen einen Stich ins Ironische: König Créon (Simon Bailey) fläzt sich im Morgenmantel auf die Sitzcouch; der ...
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Opernwelt August 2011
Rubrik: Im Focus, Seite 22
von Uwe Schweikert
Ein «Ring» für die Pariser Oper war mit Blick auf das Wagner-Jubiläum dringender Wunsch des neuen Intendanten Nicolas Joël. Der letzte am Haus war 1976 von den alternierenden Regisseuren Peter Stein und Klaus Michael Grüber nach den ersten beiden Abenden abgebrochen worden. Am Châtelet folgten der «Ring» von Pierre Strosser, später die Übernahme des Zürcher...
An Ausgrabungen auf dem Gebiet der romantischen Belcanto-Oper hat es in den letzten Jahrzehnten wahrlich nicht gefehlt. Keine der etwa 80 Opern Gaetano Donizettis ist gänzlich unbeachtet geblieben, Saverio Mercadante und Giovanni Pacini sind heute jedem ernsthaften Opernfreund ein Begriff und zahlreiche vorher namenlose Kleinmeister wieder ins Gedächtnis...
Der Schock kam nach der Ouvertüre. Sämtliche Rezitative waren gestrichen. Das Mozart-Festival A Coruña traute sich nicht, dem Publikum Domènec Terradellas’ (1713-1751) letzte Oper «Sesostri» in voller Länge zuzumuten. Dabei ist es der dramatische Instinkt, der die Musik des durch Juan Battista Otero und seine Reial Companyia Opera da Cambra Barcelona der...