Im Focus der Ausgabe Juni 2011
Hans von Bülow war immer gut für ein Bonmot. Mit seiner Formulierung von den drei «großen Bs» brachte er einst den Musikgeschmack einer ganzen Epoche auf den Punkt: Bach, Beethoven, Brahms. Drei «große Bs» sollten und sollen auch nächstes Jahr den Festtagen der Berliner Staatsoper Glanz verleihen, wobei das B von Berlin nicht einmal mitgezählt ist. Es reicht die Kombination Barenboim, Berg, Breth. 2011 kam «Wozzeck» im Schiller Theater heraus, 2012 soll es «Lulu» sein. Die Premiere der Büchner-Vertonung erntete zum Teil enthusiastische Kritiken.
Doch wie das so ist: Im Laufe einer geballten Festtagswoche kann die Kraft ausgehen (nur die Festtagspreise blieben). So entstand am Ende ein ganz anderer Eindruck als zu Beginn.
Während sich René Pape in Berlin dem «Walküren»-Wotan erst annähert, ist Bryn Terfel an der Met in dieser Rolle bereits gereift. Bei der Premiere in New York gab Jonas Kaufmann sein Debüt als Siegmund. Eher mittelprächtig das sängerische Niveau der «Salome» bei den Salzburger Osterfestspielen, wo die wahre Diva ohnehin die Berliner Philharmoniker sind. Glänzend ausgewogen dagegen Poulencs «Dialogues des Carmélites» an der Staatsoper Stuttgart. Die Oper Köln stemmt ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Juni 2011
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Stephan Mösch, Albrecht Thiemann
Man kann sich bei Barrie Kosky auf einiges verlassen: seinen Hang zur Überbetonung, zum Showhaften, zum Gag. Aber mit ein bisschen Glück mischt sich zum Glamour auch die starke Geste, zum Vorlauten auch das stille Moment.
Für Letzteres ist im hannoverschen «Ring», der jetzt mit «Siegfried» in die Zielgerade einbiegt, vor allem das stumme Erda-Double zuständig:...
Er hat ja schon etwas von einer Maschine, dieser Kalaf. Wie er stählern und furchtlos der grausamen Prinzessin gegenübertritt und ohne den Schatten eines Zweifels seinen Plan durchzieht, bis sie ihm gehört. Wohl deswegen wird er häufig als Machtmensch in-
szeniert. Mariusz Trelinski will es in Warschau anders machen: Ein Intellektueller ist Kalaf, sagt er, voller...
Wie im vergangenen Jahr «Das Rheingold», so boomt in dieser Spielzeit «Die Walküre» – auf dass der Wagner-Geburtstag 2013 gebührend mit der kompletten Tetralogie gefeiert werden kann. Unter den europäischen «Ring»-Projekten betreibt die vergleichsweise junge Oper in Sofia gewiss das mit dem größten finanziellen Handicap, und trotzdem liegt sie beeindruckend gut im...