Gift, Mord und Rosenkranz
Die Oper aller Opern – Mozarts «Don Giovanni» wird gern so genannt.
Wer allerdings Amilcare Ponchiellis «La Gioconda» in Karlsruhe wieder einmal begegnete, winkt da nur ab: Ach was! Vereinigt nicht vielmehr dieser ausgebuffte Venedig-Kracher, für den der Librettist Arrigo Boito nicht mal seinen Namen hergeben mochte (er zeichnete mit dem Anagramm Tobia Gorrio), all die Ingredienzien, die des Königstitels würdig sind? Liebe und Treulosigkeit, Edelmut und Verrat, Denunziation und Scheintod, Ehre und Hass, Gift und Mord – und ein Rosenkranz, der samt seinem eigenen Motiv eine wichtige Rolle spielt: Wo käme das so rekordverdächtig zusammen wie hier? Dazu: eine Kontrastdramaturgie, in der Tanztrubel ohne Pause auf Orgelandacht, Serenadenheiterkeit auf die Totenglocke trifft, das Grand-Opéra-Tableau auf die erwachende Verismo-Rabiatheit. Und das vertraute Motiv der vertauschten Tränke leistet auch hier gute Dienste.
Bisweilen schwante einem, die Regisseurin Annegret Ritzel hätte am Badischen Staatstheater ein distanziertes Ausstellen all dieser wohlfeilen Bestandteile im Auge gehabt. Doch dazu fehlt dem, was auf das anfängliche Feuerwerk mit Konfetti-Regen folgte, die Ironie der ...
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Opernwelt Juni 2011
Rubrik: Panorama, Seite 39
von Heinz W. Koch
Auf dieses Ereignis hatte man (nicht nur) in Russland lange gewartet – eine Aufführung von Alexander Borodins «Fürst Igor» in einer Version, die auf alle späteren Retuschen und Ergänzungen verzichtet. Das Stück ist seit seiner Uraufführung 1890 in der Bearbeitung von Nikolaj Rimsky-Korsakow und Alexander Glasunow bekannt. Die von Borodin intendierte Urfassung des...
Frau Breth, «Wozzeck» war Ihre erste Opernregie in Berlin. Man kann sich nicht vorstellen, dass Sie deswegen nervös werden. Oder doch?
Stimmt, es ist mir relativ wurscht, wo ich inszeniere. Die Bedingungen müssen gut sein. Mich interessieren das Werk, der Dirigent und die Sänger. Das kann sonstwo sein.
«Wozzeck» ist ein einsames Meisterwerk. Vereinfacht das Ihre...
Sie schleppt sich dahin, die Wiederentdeckung des Opernkomponisten Georg Philipp Telemann. Zwar steht immer wieder eines seiner Bühnenwerke auf dem Spielplan eines deutschen Opernhauses, doch belegen diese Aufführungen meist vor allem Unentschlossenheit – zwischen den Polen hausgemachten Ensembletheaters und historisierendem Spezialistentum hat sich bislang noch...