Im Bauch des Löwen
Edgar Allan Poe hat es auf den Punkt gebracht: «Was das Publikum in einer Zeitschrift sucht, ist das anderswo nirgends Beschaffbare.» Das gilt auch und gerade für den Inseratenteil von Zeitungen. Keiner hat sich darüber lustiger gemacht als Gioacchino Rossini in seinem Dramma per musica «La gazzetta», frei nach Goldonis Stück «Il matrimonio per concorso», mit dem er den Neapolitanern 1816 seine Fähigkeiten als Opera-buffa-Komponist einmal mehr unter Beweis stellte.
Der neureiche neapolitanische Kaufmann Don Pomponio, der sich mit seiner Tochter gerade in Paris aufhält, will für sie eine gute Partie ergattern. Also gibt er in einer Tageszeitung ein Inserat auf, um für die lebenslustige Lisetta, die sich heimlich mit dem Wirt Filippo verlobt hat, einen Mann zu finden. Die großspurig pikante Anzeige amüsiert ganz Paris, insbesondere die Gäste des Hotels, in dem man wohnt, allesamt Beziehungssuchende: Väter, Töchter, Söhne, Wichtigtuerinnen wie Madama La Rosa oder der klatschsüchtige Lebemann Monsú Traversen. Ein Verwirrspiel der Interessen und Gefühle, vor allem im türkischen Maskenfest des zweiten Aktes. Ein köstliches Stück, dessen sechzehn reiche musikalische Nummern von ...
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Das von Carl Ferdinand Langhans entworfene, 1841 eröffnete Opernhaus der schlesischen Metropole wurde nach mehr als achtjähriger Um- und Ausbaupause mit einer Neuinszenierung der polnischen Nationaloper «Halka» wiedereröffnet. Zum Neuanfang präsentierte sich die Breslauer Oper im geschmackvoll wiederhergestellten Glanz ihrer Entstehungszeit. Obwohl die neue...
«Guillaume Tell» gehört zu den Schlüsselwerken der Operngeschichte des 19. Jahrhunderts. Rossini hat mit diesem 1829 für Paris komponierten Werk den entscheidenden Schritt über Spontini und Auber hinaus zu jenem Gesamtkunstwerk aus Wort, Musik, Tanz und Szene getan, das dann als Grand Opéra Schule machen sollte. Das von Rossini selbst entscheidend beeinflusste...
Die Regel scheint sich immer mehr zu bewahrheiten: Wenn Olivier Py im Genfer Grand Théâtre inszeniert, ist Provokation vorprogrammiert. Bereits die Kreuzigungsszene in «Damnation de Faust» hatte im Publikum heftigen Protest entfacht. Im Fall des neuen «Tannhäuser» bahnte sich gar, wollte man einigen Medien Glauben schenken, ein handfester Skandal an. Py hatte für...