Ideologisch überfrachtet
Dass sich eine Karotte zum Herrscher über ein ganzes Reich ausrufen lässt und dank eines bösen Zaubers so lange (leider auch miserabel) herrscht, bis sie, nun ja, welk wird: So eine Idee ist nicht untypisch für die satirische Bühnenwelt Jacques Offenbachs und seiner Librettisten. Dennoch gehört «Le Roi Carotte», vor dem Deutsch-Französischen Krieg 1869 begonnen, aber erst 1872 als Opéra-bouffe-féerie in Paris uraufgeführt, zu seinen selten gespielten Werken.
Zuviel des Absurden?
In Freiburg versucht Regisseur Tilman Knabe die Politparabel um Despotie und die Flucht einer Gesellschaft in Scheinwelten ins Hier und Heute zu übersetzen. Sein Karottenkönig ist keine orangene Allegorie mit grünem Haarschopf, sondern eine Donald Trump-Parodie mit roter Krawatte (Kostüme: Eva-Mareike Uhlig), einer der sich aufplustert, Stärke suggeriert, beim Kampf um die Macht am Ohr verletzt wird– und sich darob noch stärker zeigt.
Das funktioniert am Anfang ganz gut. Doch der Hang des Regisseurs, eine gute Idee mit vielen weiteren ideologisch zu überfrachten, schadet dem Abend latent. Überdies macht Junbum Lee aus dem Wurzelgemüse-Tyrannen eher eine weitgehend unverständlich brammelnde Klamauk -figur. ...
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Opernwelt Mai 2025
Rubrik: Panorama, Seite 54
von Alexander Dick
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