Richard Strauss: Späte Aufzeichnungen. Herausgegeben von Marion Beyer, Jürgen May und Walter Werbeck – Schott, Mainz 2016. 432 Seiten; 59 Euro.
Der letzte Mohikaner
In den Jahren 1932/33 begann Richard Strauss in Schreibheften Aufzeichnungen zu notieren – keine Tagebücher, sondern Texte und Notizen, die um die eigene Biografie und das eigene Werk kreisen, Reflexionen zur europäischen Kultur- und Musikgeschichte, aber auch aufführungspraktische Überlegungen des Dirigenten festhalten. Vieles davon war ausdrücklich für den von ihm autorisierten Biografen Willi Schuh bestimmt. Insgesamt 16 Hefte sind es geworden. Wesentliches daraus hat Schuh 1949, gerade noch zu Lebzeiten von Strauss, in dem Band «Betrachtungen und Erinnerungen» veröffentlicht.
Jetzt sind die Aufzeichnungen endlich philologisch mustergültig ediert und erschöpfend kommentiert im Druck erschienen – mit allen Wiederholungen, aber auch mit sämtlichen Passagen, die Schuh seinerzeit aus persönlicher Rücksicht übergangen oder aus politischen Gründen unterdrückt hatte. Sie dokumentieren einmal mehr die intellektuelle Neugier eines Komponisten, der sich gern hinter der Maske des jovialen, Skat spielenden Bajuwaren versteckte, aber hochgebildet war, im Alter nochmals das Gesamtwerk Goethes las. Sie zeigen aber auch die maßlose Eitelkeit eines Künstlers bis zur Überheblichkeit, ja peinlichen ...
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Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 32
von Uwe Schweikert
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Leer der Raum und hell, von weißen Stoffwänden eingefasst. Zwar werden nach und nach altbürgerliche Holzmöbel in Dunkelbraun und massiver Faktur hereingetragen, dennoch lebt der japanische Salon, den Michael Levine auf die Bühne gezaubert hat, von lichter Transparenz. Dezent aufgetragen ist die couleur locale; sie beschränkt sich auf die authentisch wirkenden...