
Der SRG Hauptsitz in Bern; Foto: Dominique Uldry
Editorial Februar 2018
Im Juli 2016 wurde zum dritten Mal der Reinhard-Schulz-Preis für Musikpublizistik vergeben. Eine mit 3000 Euro dotierte Ermutigung für junge Journalisten, die in der Sache kompetent, mit kritischer Neugier, sprachlich sensibel und klar über zeitgenössische Musik berichten. So etwas braucht Zeit. Und einen gesicherten Freiraum, der konzentriertes, kontinuierliches Beobachten und Hören, unbestechliches Urteilen und Vermitteln erlaubt.
Über Musik zu sprechen oder zu schreiben, im Modus unabhängiger Reflexion, in präzisen Worten und Sätzen, die nicht infiltriert sind von marktgängigen PR-Formeln, kann eine ungeheure, eine wunderbare Anstrengung sein. Aber sie lässt sich kaum nebenbei bewältigen, als flotte Kür nach Feierabend. Bei Theresa Beyer, der aktuellen Preisträgerin, stimmen die Bedingungen. Die aus Leipzig stammende Musikethnologin arbeitet als Redakteurin beim Schweizer Rundfunk, genauer: für Radio SRF 2, das Kultur- und Wissensprogramm. Ihre Sendungen, darunter ein Beitrag über den niederländischen Komponisten Louis Andriessen, aufwendig recherchiert, brillant aufbereitet, vom SRF ermöglicht, überzeugte nicht nur die Jury der an das Internationale Musikinstitut Darmstadt ...
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Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Jürgen Otten & Albrecht Thiemann
Manchmal genügen, damit sich Glücksfalten auf die Stirn legen, fünfeinhalb Weltminuten. Und eine Sängerin, die sich für diese Augenblicke alles aufgehoben zu haben scheint: die einsam hohe Kunst der cremigen Phrasierung, hell-licht schwebende Spitzentöne, glühende Piani, gutturale Versenkung in vorgeformte Abgründe. Es ist das dritte Bild in Umberto Giordanos...
Dass in Wotans Lieblingswalküre drei verschiedene Frauen- und Stimmtypen stecken, wird gerne übersehen. Und dass Wagners tragischen Heroinen mit Druck beizukommen sei, ist ein Missverständnis, das immer weitere Kreise zieht. Wenn Petra Lang – Bayreuths Isolde (2016, 2017), weltweit gefragte Ortrud und Brünnhilde – an die Zukunft dramatischer Gesangskultur denkt,...
Es kommt selten vor, dass man sich an einer Koloratursopranistin nicht satthören kann. Im Fall der Französin Mady Mesplé (*1931) geht es mir so. Sie besitzt eine Stimme von unverwechselbarer Qualität und pflegt einen ausgeprägten Personalstil; dennoch klingt bei ihr kein Stück wie das andere, überrascht sie mit immer neuen Farben und Nuancen. Das Porträtalbum, das...