Holzen im Märchenwald
Der Erfolg dieser Neuproduktion von Smetanas Meisterwerk hält sich genau im Rahmen der Funktion, die sie im Spielplan der Berliner Staatsoper einnimmt: als Lückenbüßer und Kassenfutter; weitgehend ambitionslos. Das Werk gilt als populär, braucht aber viel Engagement, um heute für Glaubhaftigkeit beim Liebes-Ablasshandel zu sorgen. Die Sänger suggerieren den Eindruck eines funktionstüchtigen Ensembles, und beweisen doch eher die abwärts weisende Tendenz desselben. Man erledigt einen Job. Kurz: Es handelt sich um eine Produktion, die nie so sehr abrutscht, dass man sich ärgern müsste.
Als solche wurde sie bei der Premiere wohlwollend durchapplaudiert.
Regisseur Balazs Kovalik hat Anfang letzten Jahres an der Bayerischen Staatsoper die Uraufführung der «Tragödie des Teufels» von Peter Eötvös inszeniert. Seit seiner beim Publikum heftig umstrittenen Zeit als Künstlerischer Leiter an der Ungarischen Staatsoper (2007-2010) backt er kleinere Brötchen. Zwar bricht am Ende seiner traditionell daherkommenden «Verkauften Braut» der stotternde Vasek plötzlich ein Massaker nach Art des norwegischen Attentäters Anders Breivik vom Zaun – und ballert wild um sich. Auf derlei Regie-Mutwillen deutet ...
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Opernwelt Januar 2012
Rubrik: Panorama, Seite 34
von Kai Luehrs-Kaiser
Wer Zeit erfahren will, findet in Halberstadt dafür beste Voraussetzungen. Hier wird John Cages Werk «Organ2/ ASLSP» aufgeführt. Die Vortragsbezeichnung lautet «as slow as possible». Auf der Orgel mit ihren ewig zu haltenden Tönen wäre dieses Werk als nie endender Klang denkbar. So weit geht man in der Halberstädter Burchardikirche nicht, aber die immer noch...
«Ich erwarte täglich einen Sänger aus Italien, der Preußen sehr gut sein soll», schrieb Kronprinz Friedrich seiner Schwester Wilhelmine Anfang 1737 aus Rheinsberg.(1) Alle Hoffnungen ruhten auf seinem in Rom weilenden Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff – leider vergebens: «Die hiesige [sic] Castraten entschließen sich schwerlich von dannen zu gehen, die...
Nicht Amiens – Paris – Le Havre – Amerika. In Freiburg begibt Puccinis Oper «Manon Lescaut» sich in Innere der Titelheldin. Ihre Gestalter(innen) sprechen denn auch von inneren Ortswechseln, von ihren «Seelenzuständen». Und solange Yona Kims Inszenierung diese fest im Blick behält, hat auch Manons von der Liebe kaum gebremste Jagd nach Luxus, haben auch ihre Reue...