Historisch, opulent, geradeaus
Gerade noch hatte Deborah Warner für ihre radikal-moderne Lesart von Richard Brinsley Sheridans 1777 uraufgeführter Sittenkomödie «The School for Scandal» («Die Lästerschule») von der Londoner Kritik Prügel bezogen.
Auch als Opernregisseurin hat Warner sich einen Ruf als zeitgenössische Deuterin bekannter Stücke erworben – mit ihrem «Don Giovanni» und «Fidelio» in Glyndebourne wie auch an der English National Opera, wo ihre Versuche, geistlicher Musik – Bachs «Johannes-Passion» und Händels «Messias» – inszenatorisch neue Präsenz zu verschaffen, gemischte Gefühle hinterließen. So war das eigentlich Überraschende an Warners Auseinandersetzung mit Tschaikowskys «Eugen Onegin» deren Konventionalität: Historische Kostüme (eher dem ausgehenden 19. Jahrhundert denn Puschkins Zeit entlehnt), opulente Ausstattung, die geradlinig erzählte Handlung ohne Eingriffe in den Text – all dies wirkte, als wolle Warner sich diesmal damit begnügen, dem Publikum jene «Werktreue» zu bieten, nach der es sich angeblich sehnt. Die (Ko-)Produktion wird später nach New York gehen. Hing der Sinneswandel also womöglich damit zusammen, dass die Regisseurin mit diesem «Onegin» 2013 ihr Debüt an der Met geben wird? ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Januar 2012
Rubrik: Panorama, Seite 37
von George Hall
Nachdem die Kölner Oper in den vergangenen zweieinhalb Jahren ein enormes Programm fast ohne Übernahmen und Koproduktionen gestemmt hat, kommt mit dieser Inszenierung nun ein Paradebeispiel des internationalen Kooperationsbetriebs auf die Bühne. Uwe-Eric Laufenbergs Deutung der «Ariadne auf Naxos» kam 1998 in Brüssel heraus, sie war in Straßburg, Barcelona, Bilbao...
Ambitionierter Doppelschlag am kleinen Theater Koblenz: Intendant Markus Dietze und Operndirektorin Gabriele Wiesmüller setzen mit «La Navarraise» und «Les Boulingrin» von Georges Aperghis (in deutscher Erstaufführung) hauseigene Reihen fort – die eine gilt Werken des in Deutschland nach wie vor unterbelichteten Jules Massenet (den Anfang machte man mit seinem «Don...
Der Anlass war ein rauschendes Fest. Zum letzten Mal sollte Alessandro Scarlatti die Feder für ein dramatisches Werk führen. Uraufgeführt wurde seine «Erminia», eine Serenata für vier Stimmen, am 20. Juni 1723 in Neapel. Und zwar im Rahmen der Hochzeits-feierlichkeiten für Ferdinando Colonna, Prinz von Stigliano, und seine Angetraute Maria Luisa Caracciolo di...