Himmlisch schön

Sonya Yoncheva durchlebt Arien von Giuseppe Verdi

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Es ist nur ein Bild: ein Cover. Aber man würde sich Sorgen machen, wüsste man nicht, dass Bilder verführen sollen. Dieses Bild, es schmückt die neue Aufnahme von Sonya Yoncheva mit Arien aus acht Verdi-Opern, ist mehr als Verführung. Es ist ein Zeichen. Weißwangig-ausgehöhlt, beinahe schwindsüchtig blickt uns die bulgarische Sopranistin an, wie eine Schwester Violetta Valerys. Doch die kommt gar nicht vor im Reigen der Stücke, die Yoncheva, sahnig-samten begleitet vom Münchner Rundfunkorchester unter Massimo Zanetti, singt. Die Heroinen sind andere.

Zum Beispiel Leonora.

Aber die gleich zweimal. Da ist zunächst die Leonora aus «Il trovatore». Geschmeidig wie eine Katze schwingt sich Sonya Yoncheva in ihrem as-Moll-Andantino «Tacea la notte placida» die erste Oktave hinauf. Und auch in der Folge sind ihre Auftakte von betörender lyrischer Eindringlichkeit, die Linien weitgeschwungen und organisch; Phrasen verzögert die Yoncheva, wo nötig (wie etwa vor «un ciel»), agogisch geschickt, portamenti tupft sie zauberhaft leicht. Auch ihre dynamischen Nuancen sind von erlesener Logik und die Spitzentöne, wie im Fall dieser Arie das B, das Leonora zweimal crescendierend ansteuert, leuchtend ...

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Opernwelt März 2018
Rubrik: CD des Monats, Seite 23
von Jürgen Otten

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