Heggie: Dead Man Walking
Bei Jake Heggie zeichnet sich eine neue Wertschätzung alter Tonalitätstugenden durch junge Komponisten ab. Orchestrale Sprachfähigkeit geht in seiner Oper «Dead Man Walking» einher mit betont kantablem Ausdruck. Leichter Hollywood-Sound hier und da mag von der Kenntnis des Tim-Robbins-Films herrühren. Hagen präsentierte die zweite deutsche Inszenierung nach der vorjährigen Dresdner Produktion.
Radoslaw Wielgus (Joseph) und Marilyn Bennett (ihre Sister Helen erhielt in der besuchten Vorstellung Szenenbeifall) finden zu beklemmenden Leistungen, vor allem der junge Bariton, der den Weg eines Verbrechers zum Büßer glaubhaft zu machen hat.
Dies nämlich ist, kurz gefasst, die Handlung: Joseph De Rocher hat, sexuell und durch Alkohol aufgeputscht, ein Liebespaar ermordet. Todesurteil. Dem Delinquenten steht die sozial engagierte Schwester Helen Prejean beim letzten Gang zur Seite. Tief religiös geprägt, fordert sie Joseph zuvor ein Schuldgeständnis ab, gleichzeitig wächst ihre persönliche Zuneigung. Nachdem bei der Hinrichtung (durch Spritze) die Musik geschwiegen hat, erfüllt allein Helens gläubige, tröstende Stimme den Raum.
Roman Hovenbitzer hat schnörkellos und berührend im Detail ...
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