Hasentheater

Weber: Der Freischütz am Theater Hagen

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Das Buch kennt (fast) jedes Kind. Albert Sixtus’ anno 1924 erschienene «Häschenschule» zählt zu den Klassikern seines Genres, und das nicht nur der amüsanten Geschichten wegen, die Sixtus weiland für seinen Sohn erfand; auch den Illustrationen von Fritz Koch-Gotha eignet mit ihrem liebevollen Blick auf humane wie animalische Charakteristika erkleckliches künstlerisch-erzählerisches Potenzial. Der Mensch erkennt sich (gewissermaßen mit angelegten Ohren) im Hasen wunderbar wieder: So bin ich, auch wenn ich vielleicht nicht unbedingt so sein möchte.

 

Für seine Inszenierung von Webers «Freischütz» 99 Jahre später hat sich Francis Hüsers, regieführender Intendant des Theaters Hagen, dies nach wie vor populäre Kinderbuch zum Vorbild genommen. Auf der in vielen Farben leuchtenden Bühne von Mathis Neidhardt, die wie eine gelungene Fantasiekopie der Zeichnungen Koch-Gothas anmutet und in ihrer Naivität beinahe schon Kindertheater-Atmosphäre atmet, agieren die Protagonistinnen und Protagonisten in niedlich-bunten Hasenkostümen – mit Hasenohren, Hasenfüßen, Hasenschwänzen – und hasenhafter Scheu. Der Grund steht leibhaftig vor ihnen: Oberlehrer Kuno (Oliver Weidinger) ist ein gestrenger Herr ...

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Opernwelt April 2023
Rubrik: Panorama, Seite 39
von Jürgen Otten

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