Halbherzig
Dresden hat ein zweites Opernhaus. Genau genommen befindet sich der Stammsitz der Landesbühnen Sachsen zwar in Radebeul, einer selbständigen Kreisstadt westlich von Dresden, aber das ist nur ein Katzensprung. Dazu kommt, dass die Landesbühnen mit ihren Inszenierungen gern auf Reisen gehen – zum Beispiel in den Zwinger. Gegründet 1945, bieten sie Konzerte, Ballett, Sprech- und auch Musiktheater. Im Repertoire sind, wenn auch nicht ständig zu hören, «Freischütz», «Fidelio», «Land des Lächelns» oder «Don Pasquale».
Jetzt hat das Haus eine Rarität gehoben: «Faust» – nicht etwa von Gounod, sondern von Louis Spohr.
1816 hat Carl Maria von Weber das Werk erstmals in Prag dirigiert und ihm vermutlich auch Anregungen für seinen «Freischütz» entnommen. In der Entwicklung der romantischen Oper war Spohrs Stück tatsächlich ein wichtiger Schritt, allerdings hat es Schwächen, die klarmachen, warum sich dieser «Faust» nicht in den Spielplänen etablieren konnte. Nachdem die Ouvertüre die Emotionen in die Höhe gepeitscht hat, folgt etwa eine Chill-Out-Szene, die Fausts Überdruss an der Welt musikalisch ausdrücken soll, dramaturgisch aber höchst unglücklich zur Eröffnung des Stücks platziert ist. ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Als Händel 1751 sein Oratorium «Jephta» schrieb, war die Welt des Ancien Régime noch intakt: Während dreißig Jahre später Mozarts Idomeneo abdanken wird, nachdem ihn das Eingreifen Gottes an der Opferung seines Kindes gehindert hat, ist bei Händel der himmlische Gnadenakt noch die Bestätigung herrscherlicher Autorität. Der Monarch, der die Treue gegenüber seinem...
Mit einer neuen Oper, die sich ausdrücklich an ein jugendliches Publikum wendet, und einer selten gespielten Barockoper zieht die Vlaamse Opera derzeit überregionales Interesse auf sich. Doch beide Produktionen gerieten problematisch.
Die Inhaltsangabe zu «The Rage of Life» liest sich hochdramatisch: Im Mittelpunkt der Oper steht der 18-jährige Leif, der in eine...
Herr Jansons, warum dirigieren Sie eigent-lich nicht häufiger Oper?
Ich würde es gern, dringend und unbedingt machen. Sie haben ja Recht. Es ist meine Leidenschaft. Aber schauen Sie: Ich habe Einladungen von verschiedenen Häusern bekommen. Dann lese ich: Orchesterproben beginnen an diesem und jenem Tag, Bühnenproben an einem anderen. Und wenn ich diese Phase und die...
