Halbherzig
Dresden hat ein zweites Opernhaus. Genau genommen befindet sich der Stammsitz der Landesbühnen Sachsen zwar in Radebeul, einer selbständigen Kreisstadt westlich von Dresden, aber das ist nur ein Katzensprung. Dazu kommt, dass die Landesbühnen mit ihren Inszenierungen gern auf Reisen gehen – zum Beispiel in den Zwinger. Gegründet 1945, bieten sie Konzerte, Ballett, Sprech- und auch Musiktheater. Im Repertoire sind, wenn auch nicht ständig zu hören, «Freischütz», «Fidelio», «Land des Lächelns» oder «Don Pasquale».
Jetzt hat das Haus eine Rarität gehoben: «Faust» – nicht etwa von Gounod, sondern von Louis Spohr.
1816 hat Carl Maria von Weber das Werk erstmals in Prag dirigiert und ihm vermutlich auch Anregungen für seinen «Freischütz» entnommen. In der Entwicklung der romantischen Oper war Spohrs Stück tatsächlich ein wichtiger Schritt, allerdings hat es Schwächen, die klarmachen, warum sich dieser «Faust» nicht in den Spielplänen etablieren konnte. Nachdem die Ouvertüre die Emotionen in die Höhe gepeitscht hat, folgt etwa eine Chill-Out-Szene, die Fausts Überdruss an der Welt musikalisch ausdrücken soll, dramaturgisch aber höchst unglücklich zur Eröffnung des Stücks platziert ist. ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Die Komische Oper Berlin macht es vor. Seit Beginn der Saison 2009/10 kann der Besucher an einem kleinen Videobildschirm zwischen deutschen und englischen Untertiteln wählen, eine Erweiterung auf zehn Sprachen ist in Planung. Was auf der einen Seite komfortabler Luxus für das internationale Publikum ist, stellt den fremdsprachigen Hörer auf der anderen Seite vor...
Peter Eötvös gehört zu der Handvoll lebender Komponisten, die es schaffen, unsere Opernhäuser in schöner Regelmäßigkeit mit neuen Stücken zu versorgen, die auf breite Zustimmung stoßen und sogar nachgespielt werden. Das funktioniert deshalb so zuverlässig, weil Eötvös weder ein Revoluzzer der Form noch des Klangs ist. Seine Musik ist stets von edelster Delikatesse,...
Herr Schenk, Ihre Münchner «Bohème»-Inszenierung wird von der Bayerischen Staatsoper als «zeitlos gültig» angepriesen. Stimmt das?
Das müssen die Kritiker entscheiden. Klar ist allerdings, dass modernistische Inszenierungen schneller veralten. Aber auch bei meinen Inszenierungen hält die Personenregie oft leider nicht so lange wie das Ambiente. Irgendwann bleibt...
