Händel in Pastell
Ist das der gleiche Ian Bostridge, der uns mit einer nervösen, gelegentlich fast hysterischen, gellend an den Rand der Verzweiflung getriebenen Interpretation der Schubert’schen «Winterreise» aufgerüttelt hat? Der singende Schmerzensmann, der in Schuberts Müller- und Wanderburschen den existenzialistischen Menschen unserer Zeit meint, krank an Herz, Seele und Umwelt?
Sicher, die Romantik nach Beethoven, von dem man sagt, er habe die Erkenntnis von Gut und Böse in die Musik eingeführt, hat die menschliche Psyche anders gezeichnet als Händels barocke Klassik.
Doch längst vorbei die Zeit, da man – wie der Wiener Kritiker und Schriftsteller Hans Weigel – von jener Epoche als einer «der gleich schwebenden Harmonie in der Musik» sprach, dem «verlorenen Paradies vor dem Ausbruch der Pubertät» im «unschuldsvollen Stand wahrer Absolutheit», deren «Wesen Wohlklang und Schönheit» gewesen sei. Längst suchte man etwa Händels vielschichtigen, ja gebrochenen Figuren durchaus mit moderner Psychoanalyse beizukommen, ein gefundenes Fressen für Bostridge, möchte man glauben.
Im Booklet äußert sich der Künstler auf seine gewohnt kluge Art über die Dramaturgie seines Recitals (ein punktuelles ...
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